Frag den Hasen

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was hältst du von sowas (die ersten 2, 3 paragrafen sollten reichen, ich glaube nicht dass du alles lesen musst, es sei denn du willst smile.gif)
Griechenland macht gerade eine furchtbare Zeit durch, der Großteil der Bevölkerung leidet ganz ohne Zweifel enorm. Aber die Tatsache ist nun mal, dass die ganze Sache mit Ansage passiert ist, und wenn Griechenland viel früher darauf reagiert hätte, wäre es jetzt nicht so schlimm. Das Fingerzeigen aufs Ausland mag für das griechische Bewusstsein ja sehr bequem sein, aber stattdessen sollten sie sich fragen, inwieweit ihre Mentalität sie in die Scheiße geritten hat. Es ist ja nicht mal erst seit dem Ende der Militärjunta; es gibt Berichte aus dem 19. Jahrhundert, in denen schon beschrieben wurde, dass es für Griechen ein Volkssport ist, dem Staat möglichst wenig zu geben und möglichst viel zu kriegen. Und daran hat sich ja lange nichts geändert. Reedern wurde die Steuerfreiheit in die Verfassung geschrieben, Anwälte, Ärzte und Gastronomen haben ihr Einkommen unter die Armutsgrenze gerechnet. Wenige Hausbesitzer zahlten ihre Steuern. Wir in Deutschland haben auch so unsere Probleme mit Steuerhinterziehung, aber bei weitem nicht in diesem Ausmaß.
Und dann soll mit diesen wenigen Einnahmen ein riesiger Staatsapparat finanziert werden. Nur Dänemark hat in Europa einen höheren Anteil an Staatsdienern, aber dort ist die Steuerlast eben auch entsprechend. Jeder neue griechische Wahlsieger hat seine ganze bucklige Verwandschaft mit hohen und gut bezahlten Posten ausgestattet. Griechenland hat mehr Ministerien als Deutschland, zusätzlich zu den Ministern gibt es jede Menge Staatssekretäre. Die Verwaltung ist trotz ihrer Aufgeblasenheit berüchtigt für ihre Ineffektivität, ohne Bestechungsgeld geht gar nichts voran. Und die Griechen haben jahrzehntelang damit gelebt, fanden es normal, haben es unterstützt. Da kann man jetzt ewig lange Tiraden darauf abhalten, dass die bösen Banken schuld sind und da einiges gesteuert wurde, um mit Spekulationen Geld scheffeln zu können. Aber es war ja eben nicht vorher alles okay mit Griechenland. Die mussten sogar ewig lange ihre Bilanzen frisieren, damit sie überhaupt einigermaßen gesund aussahen. Das griechische Volk sollte wütend auf sich selbst sein, wütend auf das reiche Pack, das seine Steuern nicht bezahlt hat, wütend auf das Politikergeschmeiß, wütend auf die Gewerkschaften, die dafür sorgten, dass ständig neue Geschenke auf Pump verteilt wurden. Ne Prämie fürs Händewaschen, da fasst man sich doch an den Kopp. Und alle haben da fröhlich mitgemacht. Und solange diese Selbstreflexion beim Großteil der Griechen noch nicht da ist, dass man diese ganze Krise selbst verschuldet hat und sich gegenseitig zur Steuerehrlichkeit erziehen sollte, sehe ich da auch keine Besserung.

Die Sparmaßnahmen waren vielleicht zu heftig, das kann sein. Vielleicht geht es wirklich nicht, ein Land gesundzusparen. Aber wenn wir einfach so Garantien für Kredite gegeben hätten, ohne dafür heftige Reformen zu fordern und durchzusetzen, wäre Griechenland ein Loch ohne Boden gewesen, weil dann alles so weitergegangen wäre wie zuvor. Sie stellen sich ja jetzt schon nicht sehr clever mit ihren Reformen an, weil die Privilegierten gerne ihre Privilegien behalten sollen, inklusive der faulen Beamtenschaft. Stattdessen wirft man dann all die niederen Chargen raus, die die einzigen sind, die da überhaupt gearbeitet haben. facepalm.gif
Es wird ja auch immer gerne darauf hingewiesen, dass Deutschland ja noch keinen Euro gezahlt hätte, weil das ja nur Garantien auf Kredite waren. (Nebenbei: Deutschland hat einige hundert Millionen Euro an Griechenland zurücküberwiesen; Zinsgewinne aus griechischen Anleihen, die man gekauft hatte. Den Gewinn wollte man nicht einstecken.) Aber der Schuldenschnitt wird kommen, auch wenn Merkel und Schäuble so tun, als wäre das ausgeschlossen. Und dann steht Deutschland direkt mit 50 Milliarden Euro drin, dazu noch der deutsche Anteil an den IWF-Krediten. Selbst wenn die Banken wieder auf einiges verzichten, auf alles wollen (und können) sie auch nicht verzichten, und dann muss das restliche Europa in die Tasche greifen. Mittlerweile ist es schnurz, ob die Kreditgarantien nun für die Rettung Griechenlands oder die Rettung von Banken stehen, beides lässt sich voneinander nicht trennen. Wenn Griechenlands Kredite platzen und Banken untergehen, verlieren viele Privatleute ihre Ersparnisse, selbst wenn ihnen nicht mal bewusst ist, dass sie vielleicht um drei Ecken in griechische Anleihen investiert haben. Von Auswirkungen auf Rentenkassen, Versicherungen usw. möchte ich gar nicht erst anfangen. Gut, wäre vielleicht gar nicht schlecht, wenn einige Banken untergehen. Aber man kann nicht Griechenland retten und die Banken nicht. Das Geld kommt schließlich von den Banken. Das Problem für Griechenland: Wenn es pleite geht, werden sie in Zukunft keine wesentlich besseren Kreditbedingungen kriegen als jetzt, erst recht nicht ohne ein radikales Umdenken in den griechischen Köpfen. Wer denn einen niedrig verzinsten Kredit an jemanden geben, bei dem bereits dicke Kredite geplatzt sind? Selbst die Chinesen und Russen halten sich dabei zurück, den Griechen mit billigem Geld unter die Arme zu greifen.

Die anderen europäischen Länder (inklusive Deutschland) müssen natürlich mehr tun, als immer nur zu fordern und für Kredite zu bürgen. Sie müssen Möglichkeiten schaffen, dass Griechenland an das Geld von Steuerflüchtlingen gelangt, was in EU-Ländern gebunkert wurde. Sie müssen auch ihre eigenen Steuergesetze so anpassen, dass Griechenland z.B. die Steuergesetze für Reeder anpassen kann, ohne dass andere EU-Länder plötzlich attraktiver sind. Und die Aufbauhilfe für die griechische Wirtschaft ist mit den 100 Millionen Euro aus Deutschland lächerlich klein, da müsste mehr kommen.