Frag den Hasen

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#20552

Ich weiß, du stehst auf einen Mindestlohn, der sei gerecht, etc.

Aber hast du mal drüber nachgedacht, dass der nicht gut für die Wirtschaft wäre? Ein Bsp:
Nordseekrabben werden - wie der Name sagt - in der Nordsee gefangen. Die zu putzen ist ca 2,50€/Stunde wert. In Deutschland arbeitet niemand für 2,50€/Stunde, also werden die Dinger in einen LKW gestopft und nach Marokko verfrachtet, dort arbeitet man für 1,50€/Stunde, der restliche € decken die Transportkosten.

In der heutigen Gesellschaft ist ein Mindestlohn flächendeckend nur dumm! Es ist besser, wenn ein H-4-Empfänger für 2,50€/h Krabben putzt, als ganz zu Hause zu sitzen!

Ich bin ein Befürworter des Mindestlohns für alle die eine Ausbildung abgeschlossen haben, und für alles, was nicht per LKW in ein anderes Land geschafft werden kann, um dort billiger produziert zu werden (Bsp: Kassierer, Reinigungskräfte, Frisöre, etc). Aber ein Flächendeckender Mindestlohn ist einfach nur kontraproduktiv und volkswirtschaftlicher Unsinn!

Und viele meinen, man müsse von einem Vollzeitjob leben können, oder solle gar nicht arbeiten, das ist Unsinn!
Kleines Bsp: Im Internet gibt es etliche Foren, um Hilfe zu bekommen, aber i.A. erwartet man von dem Hilfebedürftigen, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun, um keine Hilfe zu brauchen. Den Rest der Strecke hilft man. Warum ist das beim Lebensunterhalt falsch? Es ist doch besser, wenn jmd. wenigstens etwas verdient, als gar nichts! Wenn jeder so denken würde, entweder schaff ich's alleine, oder ich versuche es nicht, dann hätten wir große Probleme!

Ich persönlich will niemanden irgendwie helfen, wenn er es selbst nicht auch versucht!

Was sagst du zu dieser Logik?
Du wirst sie wahrscheinlich nicht teilen, aber respektierst du sie?
Ich kann deine Argumentation verstehen, aber ich teile sie nicht.

All die Leute, die zu wenig Geld von ihren Arbeitgebern kriegen, sind sowieso alle auf Hartz-IV als Aufstocker. Das heißt, ob die nun ein bissel Geld zuverdienen oder nicht, ist für den Staat im Endeffekt relativ schnurz. Er mag ein bisschen Geld an direkten Auszahlungen sparen, aber die Bürokratiekosten sind dieselben, es müssen trotzdem Milliarden Euro ausgezahlt werden, und die Kosten für die soziale Absicherung liegen weiterhin alle beim Staat.

Was gut für ein Unternehmen ist, muss nicht gut für die Volkswirtschaft sein. Und es ist nun mal so: Ein Unternehmen, was ganz offensichtlich auf Dauer nicht genug Geld einbringt, um seine Mitarbeiter angemessen zu bezahlen, ist schlicht und einfach nicht lebensfähig und sollte untergehen. Der Mindestlohn ist in der Hinsicht ein sogar Korrektiv FÜR den freien Markt, weil die Unternehmen dann gewisse Kosten nicht mehr auf den Staat abwälzen können, die sie selbst übernehmen müssten. Wenn ein Arbeiter mit seiner Arbeit nicht genug Umsatz erwirtschaftet, um ihm 8,50 Euro pro Stunde zu gönnen, dann ist da ein grundlegendes Problem mit dem Unternehmen und seinem Geschäftsmodell. Wer früher für Sklaven nicht sorgen konnte, konnte halt keine haben, da gab es keine Unterstützung vom Staat. Warum soll es in der modernen Welt so sein, dass Unternehmen ganz offensichtlich ihre Personalkosten beim Staat abladen?

Natürlich kann es bei sehr kleinen Unternehmen sein, dass nicht alle Stellen finanziert bleiben können. Aber auch das ist dann nur ein Korrektiv: Wenn ein Friseursalon ständig fünf Friseure da hat, aber nur einer von ihnen arbeitet, dann ist offensichtlich was in der Personalplanung verkehrt und nicht in der Höhe des Gehalts.
Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass das Geld, was bei den Geringverdienern landet, quasi sofort wieder im Wirtschaftskreislauf landet, denn sparen können sie kaum etwas davon. Das ist es, was die Wirtschaft braucht: eine höhere Binnennachfrage. Und die kriegen wir eben eher, wenn Mittel- und Unterschicht Geld kriegen, nicht wenn die Reichen noch reicher werden, weil die einen Teil davon eh auf die Bank bringen und ein Teil im Ausland verbraten wird.
Außerdem ist es gerade in dem Geringverdienerbereich so, dass mehr Geld noch Motivation und Produktivität steigert (das ist bei Großverdienern eher nicht so, ganz im Gegenteil), somit kann es sich im Endeffekt sogar auszahlen - und aufgrund geringerer personeller Fluktuation spart man womöglich auch noch Geld fürs Training neuer Angestellter.

Denk übrigens mal dein eigenes Beispiel durch: Es gibt derzeit keinen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn, und trotzdem werden die Krabben zum Pulen nach Marokko geschafft, weil es eben so schön billig da ist. Es wird nicht besser, wenn man den Unternehmen nach dem Mund redet, die werden nicht lieb und dankbar sein, die werden trotzdem jede Möglichkeit nutzen, ihre Marge zu vergrößern, wenn sie können.