Frag den Hasen

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#40818

Ich verstehe nicht, warum so viele über die Ausrüstung der Bundeswehr meckern. Ja, es dauert lange bis neue Systeme eingeführt werden (zumindest im Inland, Einsatzkräfte stehen oft mit Kram da, dessen Transport ins Einsatzland länger gedauert hat als der Beschaffungsprozess) aber das was da ist, ist im Wesentlichen gute Ausrüstung die weit über dem Niveau anderer Staaten liegt (z.B. die US Army).
Wenn man SPIEGEL und dem Rest glaubt, dann steht die Bundeswehr kurz vor dem Zusammenbruch, weil die Soldaten keine tausend Schuss im Dauerfeuer verheizen können, ohne dass ihr Sturmgewehr schmilzt. Das ist einfach Unfug, zumal ein Sturmgewehr kein Maschinengewehr und gar nicht für derartiges Dauerfeuer gedacht ist (Call of Duty lässt grüßen)

Die Bundeswehr hat einfach Strukturprobleme durch die letzten Reformen. Zu wenig Mannschafter, zu viel Standesdünkel bei den Offizieren und ein immer heftigeres Ausbildungsdefizit aufgrund immer kleinerer Kapazitäten, wodurch insbesondere die "Heimatfront", sprich die Soldaten die im Inland dienen leiden - für die Einsatzsoldaten ist ja eigentlich alles da. Das geht so weit, dass Kasernen keinen Zahnarzt UND keinen Kraftfahrer haben, sodass Soldaten angewiesen werden zwei Wochen mit Zahnschmerzen oder gesplitterten Zähnen (passiert halt mal) zu warten um zum nächsten Zahnarzt einer anderen Kaserne gefahren zu werden. Gehen sie dann einfach zivil zum Arzt, müssen sie die Kosten selbst tragen, weil sie ja einen Termin hatten und trotzdem zum zivilen Arzt gegangen sind.
Wenn man dann noch ständig von den Vorgesetzten wie Scheiße behandelt wird, ist klar, dass niemand Mannschafter werden will - dann doch lieber zur Polizei, wo man mehr Perspektiven hat...

Für die die länger dienen kommen dann solche Dinge wie schwachsinnige Versetzungen. Quer durch die Republik pendeln, oder Unsummen für Umzüge ausgeben. Absoluter Dummfick, insbesondere wenn man auf Posten gesetzt wird, die nicht im Entferntesten der Ausbildung entsprechen (Was macht ein Offizier, der Elektrotechnik studiert hat als Stabsmitglied in der S1?!). Grundsätzlich problematisch ist die leistungsunabhängige Bezahlung.

Ja, meine Erfahrungen stellen nur einen Ausschnitt des gesamten Systems dar. Aber deutlich wird dabei schon, dass es sich um Strukturen handelt, die mit dem Verteidigungsminister nichts zu tun haben. Und genau ist doch das Problem: Es ist völlig egal, wen wir als Verteidigungsminister haben, die Arbeit kommt aus dem Ministerium. Und da dienen keine Soldaten, da sitzen Beamte. Die ziehen sich dann gelegentlich irgendwelche Reformen (=Stellenkürzungen) aus dem Hintern, und feiern ihre Arbeit. Die Leute, die dann im Regen stehen sind aber nicht die Beamten, sondern die Soldaten. Da sind auch diejenigen, die immer weniger werden, weil ihre Stellen gestrichen werden - immer mehr Arbeit für immer weniger Personal. Was bringen Einsatzpausen, wenn sie nicht eingehalten werden können?! Spätestens nach sieben, acht Einsätzen von sechs bis zwölf Monaten treten die ersten Anzeichen von "Kaputt, menschlicher Schrott!" auf. Und dann ist das Betroffenheitstheater in den Medien groß...



Was hältst Du eigentlich von dem Thema, Klopfer: Brauchen wir überhaupt eine Bundeswehr, reicht nicht eine entsprechend stärkere Polizei mit Kapazitäten für eine etwaige Landesverteidigung, oder ein schweizer System? Oder ist einfach nur das derzeitige Konzept schlecht (oder gut)? Was meinst Du zum Thema "Kein neues Weißbuch des BMVG seit 2006, wo geht die Reise eigentlich hin"?
In den ersten Jahren des Afghanistan-Einsatzes haben die Soldaten sich privat Ferngläser bei Tchibo gekauft, weil nicht genug vorhanden waren. Beim G36 gibt's Schwierigkeiten mit der Genauigkeit (jetzt ist angeblich die Munition schuld), und angesichts der neuen Aufgaben der Bundeswehr brauchen wir rollendes Gerät, was sowohl in Mitteleuropa als auch in der Wüste funktioniert, und das kriegen wir ja schon bei deutschen Zügen nicht wirklich hin. wink.gif Ich will gar nicht davon anfangen, wie ewig man gebraucht hat, bei der Luftwaffe die ranzigen F-4 auszutauschen.
Also bei der Ausrüstung sehe ich die Sache jetzt nicht so rosig wie du. Aber du hast natürlich auch recht, dass es auch viele andere Probleme gibt.

Ich denke schon, dass wir eine Armee brauchen. Köhler hatte ja recht damit, dass wir auch international militärische Einsätze haben werden, um unsere wirtschaftlichen Interessen zu schützen (z.B. im Einsatz gegen Piraten vor Somalia), da reicht eine Polizeitruppe nicht. Ich denke auch nicht, dass das Schweizer System in Deutschland praktikabel wäre.
Was "wo geht die Reise hin" angeht: Ich glaube, Politik und Gesellschaft haben ein dickes Problem, was die Bundeswehr betrifft. Sie soll halt keine Lachnummer sein, aber andererseits hat man einen Bammel davor, dass es eine richtige Armee ist, die im Fall der Fälle eben auch tödliche Gewalt anwenden kann. Solange man sich nicht überwindet zu sagen: "Ja, wir wollen eine richtige Armee und wir wollen auch, dass sie gut ist", wird es immer ein blödes Herumeiern werden. Und die vdL ist da vermutlich noch weiter entfernt als die anderen, wenn für sie als Verteidigungsministerin die Kinderbetreuung die dringendste Baustelle der Bundeswehr ist.