Frag den Hasen

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Was hältst du von "Der Crash istvdie Lösung" von Matthias Weik und Marc Friedrich? Habe gerade ein Interview in der Zeitung (Südkurier) gelesen und weiß nicht genau was ich von halten soll ...ihre Meinung dazu oh großer Klopfer? wink.gif
Ich hab mir das mal eben auf die Schnelle durchgeblättert und bin nicht beeindruckt.

Die ganzen Erklärungen zum Finanzsystem, den Krisen etc. bringen keinen Erkenntnisgewinn, wenn man sich schon mal damit beschäftigt hat. Man lernt dann schlicht und einfach nichts Neues. Mir ging nur dieser bemüht aufpeitschende Erzählstil auf die Nerven, mit viel zu vielen Ausrufezeichen und fett gedruckten Bemerkungen, die den Leser emotional aufheizen sollen. Wenn ich so etwas lese, habe ich das Gefühl, dass da jemand versucht, mich gezielt in eine gewünschte Geisteshaltung zu bugsieren, anstatt darauf zu vertrauen, dass ich nach Abwägung aller Informationen von allein in diese Richtung tendiere. Mag ich nicht.

Gegen Ende hin wird das Buch immer spekulativer. Es ist keine Kunst vorherzusagen, dass es wieder einen Finanzcrash geben wird (das ist im System durchaus so angelegt, wie die Autoren richtig bemerken), aber wieso das dann der ultimative Crash sein wird, der unser Finanz- und Wirtschaftssystem endgültig hinwegblasen wird, das bleibt irgendwie schleierhaft. Die Investitions"tipps" sind zum großen Teil Schrott oder einfach nicht praktikabel. Man soll in Sachwerte investieren, die keinen Wertverlust erleiden, und als Beispiel wird eine "Tieraktie" genannt, bei der man 200 Euro bezahlt, um dann im Gegenwert von 250 Euro Fleisch, Milch, Wolle, Leder etc. kriegen zu können. Das ist nicht wertbeständig, egal was die Autoren sagen. Dass man sich ein Windrad in den Garten oder eine Solaranlage aufs Dach packen soll, ist auch nicht so recht einzusehen, zumal die ganzen staatlichen Förderungen bei einem absoluten Crash ja auch vor die Hunde gehen dürften. Aktien und Bitcoins sind unsicher, weil sie ja crashen können, aber Gold und Silber sollen sicher sein, als wenn es da keine großen Preisverfälle in den letzten 30 Jahren gegeben hätte. (Zudem wird ja gerne der Teufel an die Wand gemalt, dass es so sein könnte wie in Deutschland direkt nach dem zweiten Weltkrieg. Da konnten die meisten Leute mit Gold oder Silber auch nicht so viel anfangen, deswegen waren ja Zigaretten die Währung der Wahl damals.) Crowdfunding wird auch genannt als Investment, obwohl die meisten Crowdfunding-Projekte gar kein Investment sind, weil man im Endeffekt dann halt nur ein T-Shirt, ein Spiel, eine DVD oder sonst ein Exemplar des Produkts kriegt; nicht unbedingt das, was in Krisenzeiten sonderlich nützlich ist. Dann soll man sich Ackerland oder einen Wald kaufen und den verpachten. Dass man sich so auch ganz schön in die Nesseln setzen kann und das auch durchaus teuer werden kann (aufgrund der vielfältigen gesetzlichen Pflichten, die sich aus dem Besitz eines Waldes ergeben), geht den Autoren offenbar nicht auf.

Die Lösungsvorschläge für eine bessere Welt schwanken so zwischen Selbstverständlichkeiten und eher utopischen Vorstellungen. Keine Steuerverschwendung mehr, Lobbyarbeit offenlegen, gerechtes und vereinfachtes Steuersystem, strengere Regulierung der Banken... alles Sachen, die so ziemlich jeder gut findet. Bei der Kritik am derzeitigen System der Geldschöpfung durch die Kreditvergabe der Geschäftsbanken stellt sich mir die Frage, ob das wirklich die grundlegende Ursache ist oder nicht viel eher das Problem bei der immer weiter fortschreitenden Trennung zwischen Finanz- und Realwirtschaft liegt, bei der durch die Spekulation mit Wertpapieren und Derivaten angebliche Werte aufgebaut werden, die komplett von der realen Wirtschaftsleistung abgekoppelt sind. Das ist bei der normalen Kreditvergabe ja so eigentlich nicht gegeben, weil diese Gelder in reale Waren und Dienstleistungen investiert werden.
Das Buch schlägt als Alternative ein Vollgeldsystem vor, in dem nur die Zentralbanken Geld erschaffen und der Gewinn aus der Geldausgabe komplett dem Staat zur Verfügung steht. Geschäftsbanken würden die Einlagen ihrer Kunden nur noch als Treuhänder verwalten und könnten damit nicht spekulieren. (Das dürften sie nur mit ihrem eigenen Geld und Geld, was von den Kunden ausdrücklich dafür freigegeben würde.) Das hätte Vorteile für die Schulden des Staates (da plötzlich alle von den Banken vergebenen Kredite nicht mehr Schulden bei Geschäftsbanken, sondern Schulden beim Staat wären) und für die Sicherheit von Bankeinlagen, wenn eine Geschäftsbank pleite geht. Zur Umsetzung sollte laut dem Buch neben Legislative, Exekutive und Judikative als vierte Säule noch eine "Monetative" entstehen, die die Geldmenge demokratisch legitimiert steuert und am Wirtschaftswachstum ausrichtet. Das Buch erwähnt keinerlei Nachteile, und das macht mich schon stutzig, weil ja nichts auf der Welt einfach nur gute Seiten hat. (Außer Klopfers Web. biggrin.gif) Ich habe mich gefragt, wo das Vertrauen herkommt, dass eine staatliche Einrichtung (als Monetative) neutral, flexibel und korrekt den Geldbedarf der Wirtschaft bestimmen kann. Ich habe mich auch gefragt, welche Auswirkungen es hätte, wenn der Staat (wie das Buch selbst angibt) im Zuge der Umstellung plötzlich im Geld schwimmen würde. Es würde mich sehr überraschen, wenn da nicht Geschenke als Wahlvolk ausgeteilt werden würden, die einige Zeit nach dem Ende der Umstellung und dem Versiegen der umstellungsbedingten Geldflut dauerhafte staatliche Kosten verursachen. Dann würde es aber wieder dazu kommen, dass der Staat Kredite aufnehmen müsste, und man wäre das Schuldenproblem nicht losgeworden. Dazu kommt, dass Geschäftsbanken dann mit normalen Bankeinlagen nur Geld verdienen könnten, wenn sie für jeden Scheiß noch höhere Gebühren verlangen, denn mit dem Geld arbeiten könnten sie nicht. Gleichzeitig müssten sie ihre Kunden extra dazu anhalten, ihnen das Geld für Spekulation und eigene Kreditvergabe zur Verfügung zu stellen, und das mit höheren Renditeversprechen. Das dürfte dann auch wieder zu Spekulationsblasen führen. Eine weitere Frage ist, wie dann Geld wieder aus der Geldmenge entfernt werden soll, falls dies nötig sein sollte. Da müsste also der Staat dafür sorgen, dass Geld wieder vernichtet wird, ob nun durch Inflation oder durch Steuern.
Als weitere Alternative wird Regionalgeld vorgeschlagen, aber der Vorschlag ist so provinziell und lässt den heute viel weiträumigeren Handel außer Acht (hat ja seinen Grund, weswegen man selbst zu Zeiten deutscher Kleinstaaterei den Vereinsthaler einführte), dass ich ihn nicht ernstnehmen kann. Diese Idee, dass man für verschiedene Zwecke verschiedenes Geld einsetzen sollte, ist doch verdammt unausgegoren, wenn man mal darüber nachdenkt.

Also insgesamt: Das Buch kann man sich sparen.