Bastian Sick und ähnliches kannst du ja bekanntlich nicht leiden und sagst auch selbst, dass es keinen Sprachverfall gibt.
Aber glaubst du nicht, dass ein Sprachwandel hin zur Vereinfachung der Sprache (um nicht zu sagen, zum Primitiven) eine negative Tendenz darstellt? Denkst du nicht, dass der deutschen Sprache z.B. mit dem Wegfall des Genitivs irgendetwas fehlen würde?
Was den Genitiv angeht, so glaube ich nicht, dass der in absehbarer Zeit ganz aus dem Schriftstandard verschwinden wird, zumindest in Possessivkonstruktionen ("Peters Auto" klingt einfach gelungener als "Auto von Peter", oder?), und wenn man sich anguckt, dass das Genitiv dem Dativ "trotz" entrissen hat, könnte es auch sein, dass sich das irgendwann stabilisiert.
Im Prinzip ist es ja auch so, dass die Reduzierung des Gebrauchs des Genitivs aus den Dialekten stammt, wo er schon seit längerer Zeit überhaupt nicht mehr verwendet wird. Wenn jemand nur Dialekt spricht, hat er natürlich auch kein muttersprachliches Gefühl für den Genitiv. Gerade im Süddeutschen ist es ja inzwischen so, dass der Dialekt im Schulischen immer mehr gefördert wird und Lehrer z.B. n Anschiss kriegen, wenn sie einen Schüler dafür tadeln, dass er sich keine Mühe gibt, Standard zu sprechen. Da ist es natürlich klar - wer es als Kind nicht richtig lernt, der kommt auch als Erwachsener nur schlecht mit dem Genitiv zurecht.