Und dennoch sollte man ohne konkrete Indizien die Existenz des Weihnachtsgeschenke bringenden Kristallnashorns nicht per se ausschließen. Ich war noch nie in China. Trotzdem würde ich niemals ausschließen, dass es irgendwo auf der Welt ein Land namens China geben könnte. Das wäre schlechte Wissenschaft.
Man kann sagen, dass ein fliegender Spaghettigott oder ein unsichtbares rosafarbenes Einhorn nicht zur Erklärung irgendwelcher Phänomene benötigt werden und deshalb das Postulieren ihrer Existenz gemäß Occams Rasiermesser unnötig ist.
Aber nur weil eine Idee auf den ersten Blick unwahrscheinlich erscheint ("wir leben in einem zehndimensionalen Raum und bestehen aus schwingenden Bändern, die sich da irgendwie zwischen befinden", oder "Wenn ich ein Stück Käse immer wieder in der Mitte durchschneide, komme ich irgendwann an ein Stück, dass so hart ist, dass ich es nicht mehr schneiden kann), muss sie noch lange nicht falsch sein, die Erfahrung zeigt nur, dass es bei 99.9% dieser Theorien der Fall ist. Aber vielleicht, vielleicht ist das Kristallnashorn die eine Ausnahme und wird irgendwann entdeckt?
Mit Wissenschaft hat diese ganze Sache mit den übernatürlichen Wesen doch sowieso nichts zu tun. Gott ist ebenso wie das Kristallnashorn nicht falsifizierbar und somit als wissenschaftliche Theorie absolut nutzlos. Theorien vom zehndimensionalen Universum erlauben immerhin gewisse Vorhersagen, und wenn diese Vorhersagen zutreffen oder nicht, hat man eine gute Möglichkeit, diese Theorien zu verwerfen oder so zu verändern, dass sie auf die aktuellen Gegebenheiten passen. Bei der Annahme "Es gibt Gott/ein Kristallnashorn" kann man keine Vorhersagen treffen, sie also auch nicht widerlegen oder präzisieren, daher ist da kein wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn möglich.