"Artgerecht" heißt ja nicht, dass es so nahe an der Natur sein soll wie nur möglich, sondern dass die Haltungsbedingungen den Anforderungen der jeweiligen Art gerecht werden sollen. Klar wird keine hochgezüchtete Milchkuh fröhlich übers Grasland flanieren und ungemolken über Baumstämme springen, aber das ist ja auch nicht artgerecht, sondern ein schmalztriefend-sentimentales Wunschtraumbild.
Außerdem kann man "artgerecht" als Maßstab für die möglichst leidfreie Existenz eines Tiers nicht mit "ethisch" gleichsetzen. Bauern werden auch aus absolut unethisch-kommerziellen Gründen ihre Kühe wenigstens so artgerecht halten, dass sie noch Milch geben und nicht krepieren. Andererseits ist das, was ethisch gesehen wohl für viele richtig wäre - "Freiheit für alle Milchkühe und Mastschweine" oder so - nicht unbedingt artgerecht, weil viele Tiere z.B. in der Natur gar nicht überleben würden (da sie, wie ja schon richtig angemerkt wurde, mit ihren wilden Urahnen nicht mehr allzu viel gemein haben). Es ist sicher auch nicht ethisch korrekt, Schweine in einem künstlich beluechteten Stall ohne Gras, Himmel und fröhlich grunzende Ferkel zu halten, artgerecht ist es bei den hochgezüchteten, oft schon recht immunsupprimierten Tieren trotzdem, für die wäre die Wiese vermutlich die größere Qual.
Nicht, dass ich damit sagen will, dass solche Tierhaltung gut wäre oder dass mir die völlig überzüchteten Tiere nicht leid täten. Ich wollte damit nur mal zeigen, dass der Begriff durchaus seine Berechtigung hat und das mit der Ethik gerade in solchen Fällen ein viel zu subjektiver Begriff ist, da unter "ethischer Tierhaltung" wohl jeder etwas anderes (und nicht immer das für das Tier Beste)versteht, während man die "Artgerechtigkeit" im allgemeinen gut beobachten und messen kann, egal ob sie nun mit menschlichen Moralvorstellungen übereinstimmt oder nicht.
Alibifrage an Klopfer: Bin ich bei solchen Begriffen (artgerecht, bio-...) zu korinthenscheißerisch? ^^;