Weil Risikogruppen grundsätzlich ausgeschlossen werden. Es geht ja auch nicht um "Homosexuelle" und "Heterosexuelle". Es geht ausdrücklich um Männer, die Sex mit Männern haben. Lesben haben keine Probleme. Und Männer, die Sex mit Männern haben, sind nun mal eine Risikogruppe. Das Übertragungsrisiko für HIV bei Analverkehr ist größer als bei allen anderen üblichen Sexpraktiken. Eine Frau, die "kilometerweise Schwänze vernascht", dürfte immer noch mit nur sehr geringer Wahrscheinlichkeit HIV haben, weil das Übertragungsrisiko für HIV bei Oralverkehr so gering ist, dass es nicht mal eine Indikation für eine Postexpositionsprophylaxe ist. Bei einem einzelnen Mann, der Sex mit nur einem einzelnen festen HIV-positiven Partner Sex hat, ist das Risiko hingegen auf Dauer ziemlich hoch. Der Ausschluss von Männern, die Sex mit Männern haben, bei der Blutspende hat also nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern ist eine rein statistisch getroffene Überlegung: Natürlich nähme ich lieber Blut von Alfred Biolek als von Miley Cyrus, wenn es um HIV geht. Aber wenn ein fremder Mann, der Sex mit Männern hat, ein höheres Risiko hat, HIV zu haben, als ein fremder Mann, der Sex mit Frauen hat, dann ist das schon etwas, was man nicht vernachlässigen sollte.
Risikogruppen sind nicht gottgegeben, sondern werden definiert. Und es spricht nichts dagegen, die Definitionen auch anzupassen, zum Beispiel eben nicht nur aufgrund der Homosexualität, sondern auch aufgrund des allgemeinen sexuellen Lebenswandels. Jemand, der mit seinem Partner in einer festen, nicht-offenen Paarbeziehung lebt, hat nun mal nicht dasselbe Risiko wie jemand, der quer durch die Gegend vögelt, ganz gleichgültig, ob er Männer oder Frauen bumst. Deswegen hat man doch bei Heterosexuellen diese ganzen Fragen zum Sexualverhalten auch dabei, weil dort diese Differenzierung für sinnvoll erachtet wurde. Warum sollte man den Heteros dabei aber mehr glauben als den Homos?