Frag den Hasen

In Fragen suchen


Alte Frage anzeigen
#

Hier beantworte ich Fragen, die mir die Besucher gestellt haben, die aber nicht häufig genug sind, um im FAQ aufzutauchen. Insgesamt wurden bisher 41833 Fragen gestellt, davon sind 43 Fragen noch unbeantwortet.
Wichtig: Es gibt keine Belohnungen für die zigtausendste Frage oder sonst irgendein Jubiläum, Fragen wie "Wie geht's?" werden nicht beantwortet, und die Fragen-IDs unterscheiden sich von der Zahl der gestellten Fragen, weil die Nummern gelöschter Fragen nicht neu vergeben werden. Und welche Musik ich höre, kann man mit der Suchfunktion rechts herausfinden (oder geht direkt zu Frage 127).


Smilies + Codes

Auf vorhandene Fragen kannst du mit #Fragennummer (z.B. #1234) oder mit [frage=Fragennummer]Text[/frage] verlinken.

Hinweis: Es muss Javascript im Browser aktiviert sein, um nicht vom Spamfilter zensiert zu werden.

Zurück zu allen Fragen


Warum haben jüngere Leute (unter 30) deutlich weniger Sex als vorherige Generationen?
Oha, großes Thema.
Ich denke, das hat mehrere Ursachen. Eine Ursache ist sicher in der medialen Darstellung von Beziehungen zu finden und in dem heutzutage mehr als zuvor verbreiteten Wunsch nach sofortiger Erfüllung sämtlicher Bedürfnisse. Wenn eine Beziehung heutzutage mal nicht total ideal ist oder es mal zum Streit kommt, wird eher als noch in früheren Zeiten sofort an der Beziehung insgesamt gezweifelt und weniger dran gearbeitet, es besteht aber auch weniger Kompromissbereitschaft. Man denkt eher, dass da halt noch jemand ist, der besser zu einem passt und für den man sich nicht einschränken muss, denn das Internet vermittelt ja, dass es nur so von Gelegenheiten wimmelt. Ich kenne auch einige Leute, die mit anderen Menschen eigentlich alles machen, was man in Beziehungen halt so tut, aber beide Seiten konnten sich noch nicht drauf einigen, dass man überhaupt eine Beziehung führen würde, weil mindestens eine Seite sich sträubt, sich auf den Partner festzulegen. Es könnte ja noch etwas Besseres kommen. (Das schränkt zwar nicht den Sex ein, aber da so etwas eben auch schneller wieder auseinandergeht als eine feste Beziehung, gibt es im Endeffekt dann doch weniger Sex, weil dann erst wieder ein neuer Partner her muss.)

Eine stärkere Ursache sehe ich aber darin, dass sich die Rollenbilder so aufgelöst haben und somit aber auch in gewisser Weise der gemeinsame Konsens fehlt, wie Mann und Frau miteinander umgehen können und dürfen und wie insbesondere intime Beziehungen geknüpft werden.
Frauen finden damals wie heute Status, Selbstsicherheit und Selbstbestimmtheit bei Männern attraktiv. Auf der anderen Seite heißt das aber nicht, dass jeder, der selbstsicher ist, bei Frauen gut ankommt. Das war früher nicht ganz so ein Problem, aber heutzutage wird bei einer schlechten Anmache gerne mal ein Fass aufgemacht; eventuell wird einem das noch Jahrzehnte später vorgeworfen. Der Knackpunkt: Viele Männer sehen, dass andere Männer bei Frauen Erfolg mit Methoden haben, für die sie selbst was auf den Sack kriegen. Und sie wissen nicht, wie sie sich dann nun korrekt verhalten sollen, um einerseits eine Chance zu haben, andererseits aber auch das Gesicht zu wahren. (Schön dazu auch dieser Artikel, der so sicher nicht nur auf japanische Frauen zutrifft.)
Zusätzlich hat man in den letzten Jahrzehnten gerade in westlichen Ländern Jungs und Männer immer mehr dazu erzogen, gegenüber Frauen besonders rücksichtsvoll und zuvorkommend zu sein, ihnen nicht den eigenen Willen aufzuzwingen und Frauen am besten das letzte Wort zu lassen. Das Doofe: Frauen sollten das gut finden. Aber Frauen finden das verdammt unattraktiv. Da sind sie selbst im Zwiespalt (und viele versuchen sich das in den letzten Jahren damit schönzureden, dass "liebe Jungs" ja eigentlich voll die Arschlöcher wären, um so rationalisieren zu können, dass sie bei denen nicht feucht werden). Und seit Jahrzehnten hört man immer wieder das Geflenne von Frauen, dass die Männer hierzulande ja Schluffis wären. Deswegen fahren so viele Frauen dann lieber auf die ungezähmten und leidenschaftlichen Südländer ab, die in ihrem Egoismus viel reizvoller wirken. Hat ja auch seinen Grund, warum die Bad Boys und Haudegen in Filmen immer viel mehr Anklang bei den Frauen finden als die normalguten Helden, die oft als langweilig empfunden werden. (Es ist ja auch ein bisschen verlogen, wenn heutzutage so viele Frauen und Mädchen beanstanden, dass die Flirt- und Aufreißmethoden in Romantic Comedies so sexistisch und frauenfeindlich wären, obwohl diese Filme ja offenbar trotzdem tiefe Bedürfnisse bei sehr sehr vielen Frauen ansprechen, denn die sind es ja, die diese Filme so erfolgreich machen.) Ich persönlich hab auch mehr Frauen kennengelernt, die erzählt haben, dass sie gerne einen Kerl wollen, der zeigt, wo es lang geht, als jemanden, der sich ständig Gedanken macht, ob es ihr gut geht. Nur ist das eben nicht das, was seit Jahrzehnten kleinen Jungs beigebracht wird. Da ist eben auch ein fundamentaler Widerspruch zwischen Leidenschaft und Rücksichtnahme, weil das eine fordert, sich den Gefühlen hinzugeben, und das andere fordert, die Gefühle zu zügeln.
Ironischerweise sind gerade die Männer, die sich über das Wohlergehen der Frauen Gedanken machen, in der Partnersuche im Hintertreffen gegenüber den Männern, die voller Selbstsicherheit einfach geradeheraus auf Frauen zugehen und sich nicht groß darum kümmern, ob eine Frau sich durch eine Anmache jetzt bedroht oder unter Druck gesetzt fühlen könnte.

Verschärft wird das auch dadurch, dass sich die meisten Frauen eben doch heutzutage trotz aller gegenseitigen Beteuerungen Partner wünschen, die mindestens genauso viel, eher aber noch deutlich mehr als sie selber verdienen. Je besser Frauen allerdings verdienen, desto kleiner wird die Zahl der potenziellen Partner, die tatsächlich mehr als sie nach Hause bringen. Und da Frauen inzwischen den Großteil der Universitätsabschlüsse kriegen und zusätzlich durch Quoten und sonstige Förderungen immer bessere Jobs erlangen, schrumpft die Zahl der annehmbaren Partner für viele Frauen Jahr für Jahr.

Während so etwas in gewisser Weise noch in den letzten Jahrzehnten durch die sexuelle Befreiung abgemildert wurde, durch die Frauen Sex als Zeichen des Ausdrucks selbstbewussten Seins sehen und deswegen auch mit Typen schlafen, die sie einfach nur in der Hitze des Augenblicks halt mal attraktiv finden, hat ja jetzt wieder die sex-negative Strömung des Feminismus Aufwind, in der mehr Frauen Sex als Form der Unterdrückung begreifen und es schon als Angriff auf ihr Persönlichkeitsrecht betrachten, wenn überhaupt mal Männer andeuten, dass sie sie attraktiv finden und sich Sex mit ihr vorstellen könnten. (Das führt dann zu solchen Absurditäten.)
So wird's nicht nur schwer, ein Kompliment zu machen - viele Frauen, die dieser Strömung folgen, finden es schon unmöglich, überhaupt von Männern angesprochen zu werden, um eine Beziehung zu initiieren. (Gab herrliche Diskussionen bei Reddit, wo sich die Feministinnen gegenseitig gekloppt haben, weil die einen meinten, dass normales, respektvolles Ansprechen ja immer noch okay wäre, aber andere dazwischen kreischten, dass jedes Anbaggern sexuelle Gewalt wäre und das Selbstbestimmungsrecht der Frau ignorieren würde. Ich hab keine Ahnung, wie diese Frauen sich das Überleben der Menschheit vorstellen.) Selbst wenn Frauen nicht diese radikale Ideologie pflegen, so ist es für Männer schwer, das zu erkennen, und deswegen ist es nicht erstaunlich, wenn man als Mann insgesamt eher vorsichtig ist.

Das gilt umso mehr, je gravierender die Versuche werden, dieses komplizierte Gebiet der Partnersuche mit Gesetzen zu regulieren. Ich denke, jeder stimmt zu, dass Vergewaltigung nicht geht, ebenso nicht das Poppen von jemandem, der gerade schläft und sich dagegen nicht wehren kann. Aber darüber hinaus geraten wir nicht nur in eine Grauzone, was das Verhalten angeht, sondern auch was die Konsequenzen angeht. Einige meiner wenigen Beziehungen sind entstanden, weil ich einfach auf meinen Bauch gehört und sie spontan geküsst hab, ohne zu fragen. Nach heutigem Recht könnte ich mir dafür 2 Jahre Knast einfangen, falls ich das Pech haben sollte, dass ich ihre Signale falsch interpretiert habe. Erinnert sich noch jemand an diesen Ratschlag: "Mach einfach, mehr als nein kann sie nicht sagen?" Was können wir heute drüber lachen. Selbst wenn man nicht verurteilt wird, gesellschaftlich ist man mit so einer Anschuldigung doch tot, wie wir auch gut an der MeToo-Debatte sehen, in der kaum differenziert wird zwischen einer Vergewaltigung und nach einer Verabredung zu fragen, einer Frau ein Kompliment zu ihrem Aussehen zu machen, auf den Busen zu starren oder einen spielerischen Klapps auf den Hintern zu geben. Letzteres hab ich letzten Oktober bei einer Freundin gemacht. Sie hat allerdings gelacht, anstatt mich anzuzeigen. Zum Glück.
(Das ist aber auch eine Problematik, über die man kaum diskutieren kann, weil so viele Leute unfähig sind, sich diese Grauzonen vorzustellen. Man versucht es ihnen anschaulich darzustellen, und sie landen dann doch bloß wieder bei dem Gewaltficker oder dem Kerl, der eine schlafende Frau besteigt. Aber es ist eben schon lange vorher nicht so leicht, genau herauszufinden, ob das Gegenüber jetzt wirklich interessiert an einem ist oder nicht, zumal es auch wesentlich häufiger vorkommt, als Frauen im Gespräch gerne behaupten, dass sie eben doch am Anfang nein sagen, obwohl sie interessiert sind, weil sie sehen wollen, wie hartnäckig es ein Kerl versucht, und nicht als leicht rumzukriegen rüberkommen wollen.)

Kurz: Männer sind nicht mehr das, was Frauen wollen, die aber auch nicht wirklich wissen, was sie eigentlich wollen, und wenn die Anmache schiefgeht, kann das Konsequenzen haben, die das Leben ruinieren können. Kein Wunder, dass die Leute weniger Sex haben.