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#1000 von Gast

Erst plätscherte der Artikel etwas vor sich hin, nimtm dann aber am Ende Fahrt auf udn schließt ganz spannend. Die Abschottung der anglo-amerikanischen Universitäten führt dazu, dass aus Mücken Elefanten werden und die Probleme der Welt außerhalb des Campus nicht mehr richtig wahrgenommen werden, was wiederum die gesellschaftliche Spaltung weiter vorantreibt.

Link: [https://www.zeit.de/2021/43/hochschulen-deutschland-usa-grossbritannien-campus-soziale-ungleichheit]
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Sajoma
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Ausgezeichneter Artikel, in der Tat. Wobei ich persönlich mir manchmal schon mehr Zusammengehörigkeitsgefühl während meines Studiums gewünscht hätte. Das gab's und gibt's ja auch in Deutschland hin und wieder, es geht also auch ohne diese Form des Campus.

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Geschrieben am
Mandarine
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Meh, das Problem für die gesellschaftliche Spaltung insbesondere entlang von Bildungsgrenzen ist nicht, dass irgendwelche Jugendlichen sich für den Nabel der Welt und ihre Erfahrungen für allumfassend halten.

Das Problem ist, auch und insbesondere in den USA, dass die Universitäten die Selbstrekrutierungskammern der Mittelschicht sind, deren Ausrichtung aber von der Oberschicht dominiert wird. Und diese Linien werden immer undurchdringbarer (in den USA durch die hohen Studiengebühren, die schon lange nichts mehr mit der Realität des "Werts" eines College-Degrees haben, hierzulande eben indem die Umgebungskosten in Verbindung mit dem Studium steigen, und gleichzeitig die normalen Bildungsabschlüsse immer weiter entwertet werden).

Die Ergebnisse mögen einander ähneln, aber die Probleme sind völlig andere, wobei die Ursachen wiederum miteinander zu tun haben (es sind halt wieder einmal Klassenprobleme). Die jugenlichen, potentiellen Akademiker in den USA hingegen sind als Gruppe schlichtweg nicht groß genug, um ein Kernproblem der gesellschaftlichen Spaltung zu sein. Das geht deutlich tiefer.

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Geschrieben am
Sajoma
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@Mandarine: Ich finde, du beschreibst das Problem grundsätzlich ähnlich wie der Artikel. Ich nehme an, der Autor dürfte dir auch zustimmen, dass der Campus nicht alleinige Ursache dieser gesellschaftlichen Spaltung ist - vielleicht sogar eher ein Symptom, das aber den Teufelskreis weiter in Gang hält. Nur die jugendlichen Akademiker in spe zu betrachten, wird der Sache allerdings auch nicht gerecht: die Akademiker dieser Zeit waren ja auch einmal Studenten, und wenn man also die gesamte Elite betrachtet und mit einbezieht, dass die Elite per definitionem mit weniger Leuten mehr Macht in sich vereint und dabei die Überzeugungen umsetzt, die sie als Studenten gewinnen, wächst der Einfluss dieses Problems.
Also: ja, es ist ein Klassenproblem. Aber auch die haben ja Ursachen und verstärkende Faktoren.

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Geschrieben am
Klopfer
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Die Entwicklung an deutschen Unis stimmt mich jetzt nicht sehr optimistisch, da ist man zu sehr bereit, dieselben Denkweisen von amerikanischen Unis zu übernehmen.
Gerade in den Fächern, wo die beklopptesten Auswüchse blühen, studieren hauptsächlich die, die sich sowieso schon für was Besseres halten als der Normalbürger.

Ob das Wort "Klassenproblem" noch so anwendbar ist, weiß ich nicht. Die Einteilung in "Klassen" orientiert sich ja hauptsächlich an wirtschaftlichen Verhältnissen, aber gerade heutzutage lässt sich Status, Elitendenken oder Macht nicht mehr in erster Linie daran festmachen, wie wohlhabend jemand ist, weil z.B. vermeintliche Moralität höheren Status verleiht.

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Geschrieben am
(Geändert am 7. November 2021 um 19:43 Uhr)
Sajoma
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Oh, ob Moralität, vermeintlich oder nicht, tatsächlich gesamtgesellschaftlich einen höheren Status verleiht, wage ich ein bisschen zu bezweifeln. Schon allein deshalb, weil das, was man unter Moralität versteht, sehr unterschiedlich ist. Die Sorte, auf die du wahrscheinlich anspielst, erfordert im Durchschnitt ein gewisses Maß an Geld. Man macht sich wenig Gedanken um das Klima, die Emanzipation der Frau oder sonst ein Problem, das auf der maslowschen Bedürfnispyramide eher weiter oben angesiedelt ist, wenn man sich um die Grundbedürfnisse sorgt.

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Geschrieben am
Klopfer
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Das spielt sicherlich hinein, aber gerade im Medienbereich gibt's viele, die überhaupt nicht vermögend sind, aber ständig für vermeintlich moralisch edle Ziele trommeln und sich dafür auf Twitter, Facebook etc. feiern lassen.

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Geschrieben am
ZRUF
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So jetzt auch mal endlich den Artikel gelesen.
Der Autor hat schon recht. Die Blasen die sich jede Gruppe bildet sind schon sehr spannend. Nur haben die Bewohner der Bronx zum Beispiel keinerlei Lobby, während die Elite sich ihre Lobby schaffen kann. Da ist grundsätzlich ein Ungleichgewicht. Das hat man bei uns aber natürlich auch.

Und ja @Sajoma, es stimmt schon, dass man für Moralität eine gewisse wirtschaftliche Sicherheit braucht. Aber in unserer Gesellschaft sind es halt vergleichsweise wenige, die wirklich von der Hand in den Mund leben. Da reicht das Journalistengehalt um sich eine Wohnung und die Nahrung plus ein bisschen Luxus leisten zu können. Und damit hat man auch schon die Möglichkeit die höheren Stufen der maslowsche Bedürfnispyramide befriedigen zu wollen.

Und, dass moralische Überlegenheit heute wirklich als ein hohes Gut angesehen wird, merkt man daran wie man mit Andersdenkenden umgeht. Noch vor einigen Jahren hat man um die Meinungshoheit gestritten. Heute wird der Andersdenkende diffamiert und möglichst bloßgestellt, womit man sich ja schlussendlich selbst versucht zu erhöhen. Weil man die bessere moralische Instanz darstellt / vertritt.
Das ist für mich ehrlich gesagt zum einen befremdlich und zum anderen wirklich eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Ich kenne Leute aus verschiedensten Milieus und mit verschiedensten Ansichten. Mit den allermeisten kann man wirklich gut reden, und sie haben auch kein Problem damit, wenn man ihre Ansichten hinterfragt. Aber wenn irgendein moralisierender Journalist meint es besser zu wissen ohne je seinen eigenen Standpunkt hinterfragt zu haben, dann blocken die halt auch ab. Die Leute sind alle nicht so verloren wie getan wird. Es macht sich nur keiner mehr die Mühe mit ihnen statt über sie zu reden.

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Geschrieben am
Sajoma
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@ZRUF: "Von der Hand in den Mund leben" ist in unserer Gesellschaft wahrscheinlich etwas anderes als es noch vor 200, 300 Jahren war. Geschenkt. Heute sorge ich mich vielleicht darum, dass mir der Strom abgeschaltet wird (habe ich bei mehreren befreundeten Familien mal erlebt) oder, noch abstrakter, dass ich mir die neue Waschmaschine nur leisten kann, wenn die Weihnachtsgeschenke erheblich kleiner ausfallen als geplant. Das gilt sicherlich für keine Mehrheit in der Gesellschaft, aber die Sorge darum betrifft mehr als nur eine Minderheit irgendwann einmal im Leben.
Und selbst bei besserer finanzieller Lage ist Selbstverwirklichung öfters etwas, das mehr damit zusammenhängt, dass die Kinder mal studieren können sollen als damit, ob ich selbst Karriere machen kann. Nahrung, Kleidung, ein Dach über dem Kopf und medizinische Versorgung sind zwar Dinge, die grundsätzlich flächendeckend verfügbar sind - wenngleich oft unter Bedingungen, bei denen viele Menschen sich dazu entschließen, Hilfe auszuschlagen (oder an den Regularien scheitern) -, aber die Unterschiede der gesellschaftlichen Schichten zeigen sich besser anhand anderer Parameter.
In meiner Ausbildung bin ich Menschen begegnet, die finanziell offensichtlich mehr schlecht als recht über die Runden kamen. Für's Essen war gesorgt, und auch die Ausbildung ist sicherlich etwas, das in anderen Teilen der Welt dieser gesellschaftlichen Schicht tendenziell eher verwehrt geblieben wäre. Aber das mit der Moral wurde in einer Diskussion über Massentierhaltung, die wir in einem Seminarfach führen sollten, deutlich, als aus dieser Richtung die Aussage kam: mir ist völlig egal, was da geschieht; mir kommt es nur auf den Preis an. Ist das ignorant? Ein bisschen vielleicht. Aber exakt diese Sorte Moralität ist eine, die ich mir leisten können muss, und zwar nicht zuletzt hinsichtlich meiner finanziellen Ressourcen.

Was deine Einschätzung von Moral angeht, wage ich zu bezweifeln, dass sie heutzutage einen höheren Stellenwert hat als ehedem. Früher war man gesellschaftlich leicht völlig unten durch, wenn man gegen bestimmte strikte moralische Kodizes verstieß - beispielsweise, wenn man als Frau ein uneheliches Kind hatte. Im Gegensatz zu heute wurde darüber wenig bis gar nicht debattiert, sondern es war ganz klar, dass viele Wege dieser Person auf Lebenszeit versperrt bleiben würden. Ganz ohne Selbstbeweihräucherung bei Twitter konnte man also mit Andersdenkenden brutal verfahren. Allgemein kann man vielleicht mutmaßen dass, je höher die Wellen im öffentlichen Diskurs bei einem Thema schlagen, desto weniger herrscht gesamtgesellschaftlich Konformität. Und wenn man es so betrachtet, ist der Krieg bei Twitter eher ein Beweis dafür, dass es bei diesen Themen noch etwas zu diskutieren gibt.

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Geschrieben am
ZRUF
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@Sajoma

Ich glaube du schätzt mich doch ziemlich falsch ein. Zum einen kenne ich das Gefühl kein Geld zu haben sehr gut. Wenn die Bank den Eltern kein Geld mehr gibt und die nicht mehr wissen wie es weitergehen soll.
Wenn man selbst mehrere 1000€ in den Miesen ist, weil die Steuer einen auf einmal auffrisst, nachdem andere ungeplante Kosten einen Engpass gesorgt haben. Wenn einem der Auftraggeber über Monate kein Geld gibt, in der Zwischenzeit einem aber das Auto geschrottet wurde und man nicht mehr weiß, wie man dann weiterhin Geld verdienen soll. Ich kenne all das und zwar nicht nur vom Hörensagen.
Und dennoch bleibt es dabei, dass es auch normal ist, dass die Menschen versuchen einer elitäreren Gruppe zugehörig zu werden. War das früher häufig vor allem Geld und Besitz, so ist heute die Moralität der Versuch sich dieser Gruppe anzudienen. Vielleicht hat Moralität wirklich keinen höheren Stellenwert per se. Aber sie ist heute eben ein Mittel um sich einer "gefühlten" Elite zugehörig zu fühlen. Was ihr dann doch ein anderes Gewicht verleiht.
Ist übrigens andersrum ja auch so, dass wohlhabende Leute sich nicht unbedingt der Oberschicht zugehörig fühlen, sondern eher zur Mittelschicht zählen. Ich würde mich normalerweise auch nicht unbedingt der Oberschicht zugehörig fühlen. Denn rein vom Gehaltszettel her würde ich dazugehören. Dummerweise kostet hier eine Immobilie so viel, dass ich mir trotz der auf dem Papier bestehenden Zugehörigkeit zur Oberschicht nicht so vorkomme. Auf dem Land würde ich bei deutlich weniger Gehalt keinen schlechteren Lebensstandard haben.

Moralisch absolut verwerfliche Dinge waren wie du richtig sagst auch schon früher ein Problem. Allerdings war unehelicher Sex bevor er nur "verächtlich" war sogar mal eine Straftat. Und aus der Historie ist es nicht verwunderlich, dass uneheliche Kinder und auch die Mütter lange geächtet waren. Glücklicherweise ist DAS heute ja kein Problem mehr. Also zumindest in unserer Gesellschaft.

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Geschrieben am
Sajoma
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@ZRUF: Ich wollte dir keineswegs unterstellen, dass die die Erfahrung oder Empathie für solche Situationen fehlt. Ich brauchte diese Herleitung nur als Fundament für meine Argumentation, nach der zwar das Niveau angehoben wurde, der Unterschied von Arm und Reich aber trotzdem keine reine Erfindung ist. Oft geht es mehr um die Unterschiede innerhalb einer Gesellschaft als um die Tatsache, dass hierzulande trotzdem die wenigsten Leute hungern müssen, und zwar auch bei der Frage, ob man dazu kommt, sich um elitäre Moralvorstellungen Gedanken zu machen.

Moralität war auch früher schon elitär. Ich jedenfalls würde die Zugehörigkeit zur Kirche im Sinne des Mönch- und Nonnentums, wie sie in der Mittel- und Oberschicht früher insbesondere für überschüssige Kinder üblich war, als massive Zurschaustellung von Überlegenheit (moralischer wie finanzieller und also klassenspezifischer Natur) deuten. Während die Armen teils sonntags den obligatorischen Kirchgang nicht bewerkstelligen konnten, weil sie die Arbeitszeit benötigten, und dafür noch herabgewürdigt wurden, konnten nur Menschen mit ausreichenden finanziellen Mitteln es sich erlauben, ein heiliges (und im Vergleich zu genannten Bauern erheblich weniger arbeitsames) Leben zu führen. Dagegen empfinde ich eine ja immer auch angefeindete extreme Moralvorstellung, die in den sozialen Medien zu ein bisschen Aufmerksamkeit führen kann, als vergleichsweise légère.

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Geschrieben am
ZRUF
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Ob das früher jetzt aufgrund von moralischer Überlegenheit war, da wäre ich mir nicht so sicher. Das Abschieben der weiteren Söhne - denn um die ging es in den meisten Fällen - zur Kirche hatte auch erbrechtliche Gründe. Im Normalfall hat der erstgeborene Sohn auch alles geerbt, damit das Familienvermögen zusammengehalten wird. Und dafür wurden weitere Söhne dann oft entweder ins Militär oder in die Kirche gesteckt. Letzteres natürlich gerne mit einer grußzügigen Spende versehen.
Also, ob man da wirklich Moralität anführen will? Ich weiß nicht.

Unbestritten aber, dass sich die Elite damals auch schon als moralisch überlegen angesehen hat.
Der Unterschied ist eben, dass heute auch Leute mit weniger finanziellen Mitteln in die moralische Elite drängen.

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Geschrieben am
(Geändert am 9. November 2021 um 14:38 Uhr)
Sajoma
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Moralität war selten Selbstzweck, natürlich war die Erbfolge der pragmatisch wichtige Punkt (beziehungsweise bei den Frauen deren Versorgung).
Nichtsdestotrotz war es gesellschaftlich nicht erwünscht, dass Arme diese Gelegenheit bekämen. Hildegard von Bingen war noch der Meinung, Gott wolle nicht, dass Bauersfrauen lesen und schreiben lernten, und hat sich ihnen definitiv überlegen gefühlt. Sie hätte aber wahrscheinlich nicht gesagt, dass sie ihnen aufgrund ihres Geldes (vor Gott) überlegen ist, sondern hätte argumentiert, dass Gott sie in diese gesellschaftliche Schicht gesteckt hat und sie nunmal ein heiliges Leben führt, woraus wiederum ihre moralische wie auch gesellschaftliche Überlegenheit resultiert. In Wahrheit hätten Geld, Bildung und gesellschaftliche Machtposition für den Effekt gereicht. Die Moral ist nur etwas, hinter dem man diese weniger appetitlichen Gründe verstecken kann, um sich selbst zu legitimieren.
Trittbrettfahrer gab's hinsichtlich der Moral auch zu allen Zeiten. Bei Religionen kann man viele Spielformen beobachten, die sich gegenseitig zu überbieten suchen; was uns heute daran lächerlich vorkommen mag, war früher durchaus von Relevanz. Der Unterschied zu heute ist sicherlich, dass in allen Lebensbereichen mehr Stimmen aus verschiedenen Schichten und Lebenssituationen zum Tragen kommen. Für tatsächliche gesellschaftliche Macht reicht ein sich empörender Twitteraccount allerdings nicht aus, und wenn man sich beispielsweise die Spitze der Fridays-For-Future-Bewegung anschaut, sieht man auch dort: die, die oben landen und damit Geld und Einfluss verdienen können, sind meistens Menschen mit einem soliden Bildungshintergrund, und oft auch gar nicht so wenig Geld wenigstens in ihrer Familie (zB Luisa Neubauer, deren Großmutter ihr Anteile der TAZ übertrug und die in Hamburg-Blankenese aufgewachsen ist).

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Geschrieben am
ZRUF
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Das ist ja auch ein Problem der modernen linken. Früher war das das Proletariat, heute sind es wohl situierte Menschen, die meinen etwas für die Umwelt oder unterdrückte Gruppen tun zu müssen und dabei oft überhaupt keine Ahnung von den wirklichen Problemen derer haben, für die sie denken sprechen zu müssen, weil sie es ja selbst nicht schaffen (womit wir wieder bei der Überlegenheit wären).

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Geschrieben am
Klopfer
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Für tatsächliche gesellschaftliche Macht reicht ein sich empörender Twitteraccount allerdings nicht aus, und wenn man sich beispielsweise die Spitze der Fridays-For-Future-Bewegung anschaut, sieht man auch dort: die, die oben landen und damit Geld und Einfluss verdienen können, sind meistens Menschen mit einem soliden Bildungshintergrund, und oft auch gar nicht so wenig Geld wenigstens in ihrer Familie (zB Luisa Neubauer, deren Großmutter ihr Anteile der TAZ übertrug und die in Hamburg-Blankenese aufgewachsen ist).

Ja, FFF ist in der Führungsriege eine Ansammlung von Bonzenkindern (wobei bei Luisa Neubauer vermutlich eher der Hinweis auf die Zugehörigkeit zur Reemtsma-Sippe den Wohlstand verdeutlicht als ein paar taz-Anteile), aber schau dir z.B. mal die Kritische-Rassenlehre- und LGBTQWERTZ+-Bewegungen an, da sind jetzt viele derer, die Aufmerksamkeit in den Mainstream-Medien (und somit Macht) kriegen, eher Mittelschicht. Natürlich formal oft gut gebildet, aber ein Universitätsstudium ist heutzutage ja kein Luxus mehr.

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Geschrieben am
Sajoma
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Bin nach wie vor der Meinung, dass gerade die Tatsache, dass mindestens die Mittel-, gerade im religiösen Bereich aber auch die Unterschicht sich mehr und mehr dem Thema Moral (auf mannigfache Weise) widmen kann, eben bedeutet, dass es nicht mehr elitär ist, sondern vielleicht sogar in Teilen überholt. Sozusagen eine moralische Inflation. Beziehungsweise: die Moral, die heutzutage geltend gemacht wird und in unserer Gesellschaft als überlegen empfunden wird, ist ja eben nicht mehr die Tatsache, dass deine Schwester noch Jungfrau ist, sondern eher, dass du es dir leisten kannst, für eine besonders starke CO2-Bepreisung eintreten zu können. Dafür musst du ein gewisses Maß an Reichtum (und damit Macht) bereits haben - oder du bist Punk, und dir ist Geld egal. (Das kann es den meisten Menschen aber nicht sein, und darum ist die letztere Gruppe zu vernachlässigen.)

@ZRUF: Das Proletariat hat sich schon zu Marx' Zeit nicht selbst diese Gedanken gemacht und sie allein und führerlos umgesetzt; auch da waren es Menschen aus der Ober- und teilweise Mittelschicht, die die Zeit und das Geld hatten, ihr Leben diesem Thema zu widmen (wie Marx und Engels selbst). Dass man dann die Selbstbildung der Arbeiter als wichtiges Mittel dazu erkannt hat, sie mündig zu machen, war erst nach diesen ersten Schritten möglich. Ist übrigens auch ein Phänomen in der SPD, dass sie durch ihre eigene Arbeit für die Bildung der Arbeiter diese Klasse sozusagen (in Teilen) transformiert haben, damit haben sie aber auch ihre Klientel erheblich verändert.

@Klopfer: Allein der Häufigkeit wegen ist es für mich wenig verwunderlich, dass es noch recht viele Menschen aus der Mittelschicht mit solchen Organisationen zu einem gewissen Maß an medialer Aufmerksamkeit und Macht bringen. Wir können uns aber vielleicht auf das einigen, worauf ich auch bei ZRUF hinauswollte: der Anteil der Oberschicht (und wohlsituierten Mittelschicht) in den oberen Etagen von Organisationen - an sich gleich, welcher Art - ist meist, wie auch in diesem Fall, umgekehrt proportional zu den Anteilen an der gesamten Gesellschaft. Das widerspricht der Aussage, dass Moral einerseits etwas ist, das zunehmend an Wichtigkeit gewinnt, will man in unserer Gesellschaft unabhängig von der eigenen Herkunft Macht erhalten (denn ich sehe es eher umgekehrt: Neubauer hat die Zeit und das Geld, sich nach einem Bachelorstudium in diesem Maße FFF zu widmen, und es wird sich wahrscheinlich auch finanziell auf die Dauer auszahlen, aber am Anfang wird es das nicht getan haben. Deswegen kann sie es sich leisten, zu riskieren, dass es das nicht tut, und auch die Zeit überbrücken, bis es das tut; jemand aus der Mittelschicht muss da mehr überlegen, und jemandem aus der Unterschicht ist der Weg womöglich nahezu unmöglich. Das konkrete Thema ihres Engagements ist dabei nicht der maßgebliche Grund, weswegen sie durch die Position in den Medien Macht erlangt), und andererseits, dass insbesondere die Schichten, die sonst nicht an Macht kommen, in diese Richtung drängen. Also, tun sie natürlich insofern, als dass es eine Massenbewegung ist, aber das waren die Kreuzzüge auch, was nicht bedeutet, dass der einzelne Kreuzritter gemessen an der Hierarchie der Kirche durch die Partizipation erhebliche Macht gewonnen hätte.

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Geschrieben am

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