Klopfers Link- und Lichtbild-Deponie



Hier gibt's kurze Kommentare, Links und Bilder - nicht nur von Klopfer selbst.

Hier steht, wie du selbst etwas posten kannst. Bitte beachte dabei die Regeln.

Zurück zur Hauptseite der Deponie


#1203 von mischka

Ich habe ein spannendes Gespräch mit einem Praxissemester-Studierenden geführt (er studiert da, wo ich auch studiert habe). Er hat sich auf eine Klausur in der Universität vorbereitet. Ich habe mit ihm über die Klausur geredet (die ich auch mal geschrieben habe). Das Setting sieht wie folgt aus:
1) Die Klausur wird binär bewertet, also kann man bestehen oder durchfallen. Wenn man besteht, wird keine Note vergeben, man hat halt nur bestanden.
2) Man benötigt 40% aller Punkte um die Klausur zu bestehen.
3) Bei jeder Multiple Choice Frage sind 4 Antwortmöglichkeiten, von denen mindestens eine richtig ist. Es können aber auch mehrere oder alle richtig sein.
4) Jedes richtig angekreuztes Feld gibt einen Punkt. Jedes falsch angekreuztes Feld wird mit -0,2 Punkten bestraft.

Nach der Beschreibung hat er sich bei mir bedankt, die Vorbereitung beendet und gesagt: Jetzt bin ich sicher, dass ich bestehe.

Warum konnte er da jetzt sicher sein, obwohl er nur die Hälfte vorbereitet hatte?

Link: [https://de.wikipedia.org/wiki/Multiple_Choice]
3 Punkt(e) bei 3 Reaktion(en)
Dir hat's gefallen? Dann erzähl deinen Freunden davon!

Tokk
Kommentar melden Link zum Kommentar

Wenn jedes falsch angekreuzte Feld 0,2 Punkte Abzug gibt und jedes richtige einen Punkt bringt, bekommt man sicher bei einer Frage mit 4 Möglichkeiten und einer garantiert richtigen Antwort 1 - (0,2*3) = 0,4 Punkte. Manche Fragen haben mehr richtige Antworten ,also gibt's im Durschnitt mit der Methode über 40% Punkte und damit bestanden.
Also einfach alles ankreuzen.

2
Geschrieben am
mischka
Kommentar melden Link zum Kommentar

@Tokk: Sehr gut, so habe ich das auch gemacht, als ich noch Student war. Für diese Klausur habe ich mich weder vorbereitet, noch bin ich in die Vorlesung gegangen.

Ein anderer Prof hatte auch immer Multiple-Choice Klausuren, die ein anderes Setting hatten:

1) Jede Frage hat 4 Antwortmöglichkeiten.
2) Jede Antwortmöglichkeit wird mit 2 Kästchen dargestellt, siehe Zitat:

Treffen die Antworten zu?
ja nein
☐☒ Antwort 1
☒☐ Antwort 2
☒☐ Antwort 3
☐☒ Antwort 4

3) Es ist immer exakt eine Antwort korrekt.
4) Jedes korrekte Kreuz gibt einen Punkt, jedes falsche, einen Minuspunkt. Da die Studierenden wissen, dass immer nur exakt eine Antwort korrekt ist, dachte er so:
Wenn der Studierende richtig tippt, erhält er 4 Pluspunkte, weil er die richtige Antwort und 3 falsche gefunden hat.
Wenn der Studierende falsch tippt, hat er immer noch 2 falsche Antworten korrekt identifiziert, und erhält damit 2 Punkte. Weil die richtige Antwort jedoch als falsch bezeichnet wurde, erhält er da einen Minuspunkt. Da eine falsche Antwort auch als falsch bezeichnet hat, erhält er noch einen Minuspunkt, womit er 0 Punkte erhält. Teilt man also am Ende die Gesamtzahl durch 4, hat man die korrekt beantworteten Fragen.
5) Die Anzahl der Fragen ist gerade. Man benötigt 50% der Punkte um die Klausur zu bestehen.


Auch in diesem Setting gibt es eine Strategie, wie man die Klausur zu 100% besteht... Warum bemerken (manche) Profs das nicht?

0
Geschrieben am
(Geändert am 25. August 2022 um 9:38 Uhr)
JDawg
Kommentar melden Link zum Kommentar

Falls du vergessen hast, uns zu fragen, wie die Strategie in diesem Setting aussieht: Alle Antworten als falsch markieren bringt einem exakt 50 % der Punkte ein.

Es wurden drei Antworten korrekt als falsch erkannt, daher bekommt man drei Punkte. Davon wird einer wieder abgezogen, da man die korrekte Antwort fälschlicherweise auch als falsch bezeichnet hat. Das bedeutet, dass man für jede Aufgabe zwei von vier Punkten bekommt.

Warum bemerken (manche) Profs das nicht?

Gute Frage. Wäre ich ein Professor, würde ich sofort stutzig werden, wenn entweder alle antworten als falsch oder als richtig angekreuzt worden wären. Umso mehr, wenn ich merke, dass der Student mit so einer Masche besteht.

Aber vielleicht machen das nicht genug Studenten so, aus Angst, dass sie einen Fehler machen - oder sie haben die taktischen Möglichkeiten, die ihnen so ein Szenario bietet nicht erkannt. Wenn ich an mein Englischabitur zurückdenke... Unsere Lehrerin meinte, dass die Sprache 60 % der Note ausmache, der Inhalt nur 40 %. Und da ich damals einer war, der es nur selten geschafft hat, die Mindestanforderung der Wörterzahl zu erreichen, hätte ich nach der Hälfte der Klausur auch völlig belangloses, aber sprachlich korrektes Zeug hinschreiben können... Leider habe ich das aber nicht genutzt, sondern doch noch versucht, etwas mehr zu finden, was ich an dem Gedicht oder der Karikatur analysieren kann... :ach:
Manchmal wünschte ich mir, ich könnte einige der Prüfungen mit meiner inzwischen gewonnenen Straßenschläue nochmal schreiben.

0
Geschrieben am
(Geändert am 25. August 2022 um 16:53 Uhr)
mischka
Kommentar melden Link zum Kommentar

@JDawg: Als ich Student war, habe ich exakt so die Prüfungen bestanden, und es hat sich nicht geändert, das macht mich irgendwie traurig...

Zumahl die beiden Profs gesehen habe, dass ich nach 10 Minuten durch war, ohne mir die Fragen auch nur durchzulesen. Die haben mich gefragt, ob ich aufgegeben habe, ich hab frech geantwortet: "Nein, bestanden."

0
Geschrieben am
(Geändert am 25. August 2022 um 17:14 Uhr)
Klopfer
Kommentar melden Link zum Kommentar

Ich habe allerlei Fächer an zwei verschiedenen Unis studiert, aber ich habe nicht eine einzige Klausur gehabt, die aus Multiple-Choice-Fragen bestand. :huh: Selbst an der Schule gab's so was höchstens für kleine Leistungskontrollen zwischendurch (und das nur sehr selten), aber nie bei Klausuren. Ich hielt das immer eher für eine US-Sache. :kratz: Wird das heute so oft gemacht, weil es so viele Studenten gibt und die sonst mit den Kontrollen nicht mehr hinterherkommen?

0
Geschrieben am
(Geändert am 25. August 2022 um 17:42 Uhr)
Matermace
Kommentar melden Link zum Kommentar

@Klopfer Im Medizinstudium gibt es fast ausschließlich Multiple Choice, allerdings schon seit ewigen Zeiten.

0
Geschrieben am
O.W.
Kommentar melden Link zum Kommentar

Wow. So einen Blödsinn habe ich bei Klaussuren an der Uni auch nie erlebt. Das macht mich traurig, dass man so bestehen kann, egal was.

0
Geschrieben am
mischka
Kommentar melden Link zum Kommentar

Es geht hier um Module aus dem Bereich Bildungswissenschaften, die jeder Lehrämtler durchlaufen muss. Da ist in der ersten Vorlesung der Audimax voll, sodass noch Leute stehen müssen. Ab der dritten Vorlesung passen alle Teilnehmer inklusive Prof in einen Ford Fiesta.

Keiner geht in die Vorlesung und alle lernen kurz vor der Klausur.

Einige wenige ersparen sich das Lernen. Für eine Klausur davon habe ich mich einen Tag vorher erst angemeldet, als ich das Setting mitbekommen habe. Ich habe keine einzige Vorlesung davon gehört und mir bei der Klausur keine einzige Frage durchgelesen... Tatsache war, dass die Klausur von 8 bis 10 Uhr ging, ich aber um 8:45 in die nächste Klausur musste. Aber ich dachte mir, überall falsch anzukreuzen schaffe ich in 45 Minuten locker...

Die Klausuren werden von einem PC bewertet.

0
Geschrieben am
Klopfer
Kommentar melden Link zum Kommentar

:huh: Ist ja schön, wenn Digitalisierung an den Unis voranschreitet, aber doch nicht so.

0
Geschrieben am
mischka
Kommentar melden Link zum Kommentar

Naja, das schlimme ist ja auch, dass der Prof gesehen hat, wie schnell ich durch war.

Ich habe damals eine Mail bekommen, er wollte mit mir reden. Er hat mich gefragt, warum ich alles falsch angekreuzt habe. Ich habe ihm gesagt, dass das setting so etwas erlaubt und ich exakt 50% richtig habe. Er war sichtlich angefressen und ich bin davon ausgegangen, dass sich was ändert. Dem war leider nicht so.

0
Geschrieben am
ZRUF
Kommentar melden Link zum Kommentar

Also Multiple Choice hatte ich nur an der FOM, aber so ein dämliches Setting gab es da nicht. Da war entweder, pro richtig gesetztem Kreuz 1 Punkt und pro falschem 1 Minus-Punkt, unter 0 Punkte ging aber nicht pro Frage, oder es war, pro richtiger Frage 1 Punkt, wenn nicht alles richtig 0 Punkte.
So in der Art. Da kommt man ohne sich das ganze anzuschauen dann auch nicht durch.
Und auch nicht jede Prüfung war Multiple Choice.

Am spannendsten fand ich aber die Prüfung in C-Programmierung und Zahlensystemen. Da war Programmierung genau 50% (wusste ich vorher nicht). Ich hätte keine Zeile Code verstehen müssen um die Prüfung zu bestehen, weil die Umrechnung von einem Zahlensystem in ein anderes einfach genug war um in dem Teil 100% zu schaffen.

0
Geschrieben am
Gast
Kommentar melden Link zum Kommentar

NAja, ich würde postulieren, das sind alles keien Matheprüfungen gewesen, weil da die Profs hoffentlich rechnen können. Sowas passiert, wenn sich einer überlegt ein "faires" System bei MC Klausuren zu entwerfen, aber von Spieltheorie keine Ahnung hat. Man muss immer davon ausgehen, dass die studies so spielen, dass sie ihren Gewinn maximieren. Da helfen -0,2 Punkte einem nicht weiter. Ich kenne Unis da steht es in der Prüfungssatzung, dass reine MC-Klausuren nicht zulässig sind, sondern MC Fragen höchstens X-Prozent der Klausurpunkte ausmachen dürfen.

Dafür weiß ich aber auch von einem Urteil, dass besagt, dass man keine negativen Punkte auf Antworten vergeben darf, was im Kontext MC-Fragen absurd wirkt. Siehe z.B. hier:
http://www.pflichtlektuere.com/16/05/2012/multiple-choice-verwirrung-um-minuspunkte/
Das Urteil ist bereits 2008 ergangen.

0
Geschrieben am
mischka
Kommentar melden Link zum Kommentar

@Gast:
Nein ersten Fall war das setting ferner so, daß man mindestens 0 Punkte pro Frage erhält. Minuspunkte sind nur fragenübergreifend verboten. Ich darf durch Frage B nicht die Punkte aus Frage A schmälern, aber ich darf durch eine falsche Antwort bei Frage B die Punkte aus Frage B schmälern.
Im zweiten Fall muss man eigentlich schon faktisch doof sein, um fragenübergreifend Minuspunkte zu erhalten.

0
Geschrieben am
Gast
Kommentar melden Link zum Kommentar

Das ist korrekt, Minuspunkte sidn nur Frageübergreifend verboten, aber bei einer automatsichen Auswertung muss man das auch sciherstellen, denn rein theoretsich könnte ich ja im zweiten Fall einfach alles richtig kreuzen (statt alles falsch) und erhielte dnan -2 Punkte, oder nicht? Ja, man müsste extrem blöd sein, aber darum geht es Juristen ja leider nicht (den gesunden Menschenverstand), man kann Minuspunkte in einer Frage produzieren, damit ist es nicht zulässig. Denn ebensowenig wie der Prof verhindert hat, dass man keien richtige Anwort ankreuzt, hat er verhidnert, dass man alle richtigen ankreuzt. Technisch könnte man die Leute ja zwingen, dass Sie eine Single-Choice haben und damit eine Auswahl treffen müssen, sofern man das am PC macht. Also ich habe mit ILIAS; moodle udn OLAT schon gearbeitet, ich kann das, aber ich würde nicht MC einsetzen für irgendwas notenrelevantes. Zum Üben zwischendurch kann man das aber schon machen, das spart mir als Lehrendem ja wirklich den Korrekturaufwand.

Bleibt noch die erste Prüfung, ie war das da? -0,2 für falsche Antworten, wenn man alles flasch hat? Dann hat man -0,8 Punkte oder? Aber die wurden nicht mit den anderen Punkten aus den anderen Fragen verrechnet, also auf Null gesetzt?

Ich finde das Urteil übrigens nicht sinnvoll, aber ich muss hinnehmen, dass es existiert. Gerade mit Minuspunkten kann man spannende Systeme bei MC bauen und dann wird es weit weniger trivial.

0
Geschrieben am
qwzt
Kommentar melden Link zum Kommentar

Multiple Choice gab es bei uns gar nicht, höchstens mal zwei Fragen, die dann am Ende vielleicht eine Notenstufe unterschied gemacht haben.
Eine Freundin von mir hatte aber Prüfungen, die komplett so gestellt waren. Da wurde eine Aufgabe aber als nicht bearbeitet gezählt, wenn einfach alles angekreuzt wurde, weil man dann ja auch zwangsläufig die falschen Antworten ankreuzt und damit zeigt, dass man die Materie nicht verstanden hat. Bei einem Fehler gab es natürlich nur einen Punkt Abzug, aber da wäre ein Bestehen mit blind alles ankreuzen nicht möglich gewesen.

0
Geschrieben am
Grunty
Kommentar melden Link zum Kommentar

In den MC Prüfungen, die ich so kenne und gemacht habe (allerdings nicht im UNI Kontext) stand immer dabei, wieviele Antwortmöglichkeiten bei jeder Frage richtig sind. Und wenn eine Antwortmöglichkeit richtig ist, man aber weniger oder mehr ankreuzt, war die Frage automatisch falsch beantwortet und es gab 0 Punkte. Zum Bestehen brauchte man übrigens 65%.

0
Geschrieben am

Nur registrierte Mitglieder können hier Einträge kommentieren.

Zurück zur Hauptseite der Deponie