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#1865 von Klopfer

Es gibt wieder ein Tabu, über welches man nicht reden darf, und am Ende wundern sich die Medien, wieso Leute weniger miteinander sprechen.
Jedenfalls, so erzählt der Autor dieses Textes, habe er einen Freund gefragt, wie sein Sommer war. Und plötzlich springt eine (nicht näher eingeführte) Gesprächspartnerin aus dem Nichts und tadelt ihn, weil die Frage toxisch wäre:

Das sei ja eigentlich keine schöne, sondern sogar eine alles andere als sonnenstrandbeschienene Frage. Die Frage habe sogar einen stark ausgrenzenden Charakter. Denn sie impliziere bereits das Urlaubmachen im Süden, das Landhaus an der Côte d’Azur, und, so verstand ich meine Gesprächspartnerin, eine Scham für all die, die nicht schön mit der Familie in Urlaub fuhren. Weil man es sich nicht leisten könne! Und deshalb gar nicht die Möglichkeit eines schönen Sommers habe.

Die Frau projiziert mehr als ein Autokino. Wie kann man nur so viel in diese Frage reininterpretieren?

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mischka
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Ich bin sehr arm aufgewachsen, und in der Schule wurde jedes Schuljahr damit begonnen, dass jeder erst Mal erzählt hat, wir der Urlaub war.
Und jedes einzelne Mal musste ich passen, das war schon unangenehm. Wir hatten nie Geld für Urlaub, und am Ende wurde ich auch dafür ausgelacht. Also je nach Kontext, hat die Frau Recht.

Aber im Allgemeinen ist das natürlich keiner toxische Frage.

1
Geschrieben am
Rakshiir
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Ist aktuell echt spannend wie schnell man herausfinden kann wie jemand tickt.
Nur weil SIE so denkt, heisst das nicht dass alle so denken.

Ist aktuell oftmals auch so bei vielen anderen Themen, wo gewisse Vorwürfe schnell hochkommen wie Rassismus, Sexismus undundund. Wer das bei Nichtigkeiten tut zeigt nur die eigene Einstellung. Fragt sich nun wer der schlimmere Mensch ist. Und die Antwort ist denke ich leicht.

1
Geschrieben am
the_verTigO
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Es gibt auch einen Unterschied zwischen "Wie war dein Sommer?" und "Wie war dein Urlaub?" oder etwa nicht?

1
Geschrieben am
Der Elch
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"Wie war dein Urlaub" impliziert, ich hätte Urlaub gemacht, während ich auch mit Arbeit einen schönen Sommer haben kann.
Insofern hast du Recht. Und ohne das mir die finanziellen Mittel unbedingt fehlen würden, fahr ich nicht gerne weg. Mein bester Urlaub ist 3 Tage ohne Frau und Kinder, nur Netflix, Redbull und Warhammer 40k.
Dazu würde ich auch jederzeit stehen :D

2
Geschrieben am
(Geändert am 20. September 2024 um 13:40 Uhr)
O.W.
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Ich verstehe das ehrlich gesagt auch nicht unbedingt. Und nein, das liegt nicht daran, dass ich mit einem goldenen Löffel im Mund geboren bin. Ich will auch nicht sagen „im Gegenteil“, aber das käme der Wahrheit deutlich näher.
Urlaub war für mich als Kind eigentlich immer etwas, was andere machten. Meine Eltern hatten als ich ein kleineres Kind war nicht wirklich viel Geld. Abgesehen von einer Klima-Kur an der Nordsee gab es einmal einen Urlaub mit Wandern im Bayrischen Wald. Ansonsten gab es zwei Touren in deutsche Städte (Jugendherberge), ein paar Tagestouren in Museen oder Zoos und das wars. Aber es gab Bücher zu lesen und in meiner Nachbarschaft waren andere Kinder. Da waren wir draußen, haben Fußball gespielt, aus Dachlatten „Schwerter“ gebaut und als Ritter den Schwertkampf geübt, uns mit alten, ausrangierten Klamotten unserer Eltern verkleidet, schonmal ein Blech Apfelkuchen vom Balkon abgeseilt bekommen (ja, laufen wäre schneller und besser gewesen, aber nicht so cool), über mehrere Grundstücke eine Abfahrt für Fahrräder angelegt (mit Schanzen und allem) und ein paar Schrotträder komplett verschrottet und vieles mehr.
Und wenn es dann nach den Ferien mal wieder hieß „Was habt ihr denn in den Ferien gemacht?“, dann konnte ich immer mehr erzählen als die, die im Süden am Strand gewesen waren. Eigentlich immer mehr als alle anderen. Warum? Weil ich Dinge erlebt hatte, nicht nur irgendwo gewesen war. Zum Teil als „Kulturprogramm“ (z.B. Senckenberg Museum Frankfurt), zum Teil mit meinen Freunden und zum Teil auch beim Lesen von Büchern.

OK, war noch eine andere Zeit. Unsere Eltern haben sich damals weniger Sorgen gemacht, dass es mal blaue Flecken oder Schürfwunden geben könnte und waren selbst bei Knochenbrüchen relativ entspannt. Und klar, es gab Verletzungen. In einer Passage mit 10% Gefälle eine Sprungschanze mit gut 30% Steigung und 2m Fahrbahnlänge anlegen sorgt für erstaunlich hohe und weite Sprünge mit dem Fahrrad. Wenn man die nicht steht, dann tut es weh. Und wenn man mit Dachlatten aufeinander einschlägt, dann kann es auch mal mehr als eine leichte Berührung geben. Wobei: auf den Kopf haben wir nie geschlagen; wir waren wild, nicht irre. Aber Dachlatte am Arm, Bein oder Torso ist auch manchmal schmerzhaft.
Dafür waren unsere Eltern daran interessiert, das wir Lernen, im Zweifel durch Erleben. Und dann wurde irgendwo halt mal ein 9-Sitzer von der Firma geborgt und am Wochenende fuhren Eltern X und Y mit 7 Kindern irgendwohin. Oder drei Väter haben mit 10 Kindern eine 25km Wanderung gemacht und die Mütter haben dann nachher die erschöpfte Meute abgeholt und dann wurde noch gemeinsam gegrillt.
Und ganz ehrlich: Ich würde was darum geben, das nochmal zu haben. Geld habe ich jetzt weit mehr, als ich mir damals als Kind vorstellen konnte. Mercedes war für mich etwas für reiche Leute, jetzt ist es seit Jahren ein Alltagsgegenstand. Aber dieses „Hey, lass mal was machen“ – „Klar, gerne!“ was nicht nur wir Kinder, sondern auch unsere Eltern hatten, übrigens über alle möglichen damals relevanten sozialen Gruppengrenzen hinweg (Arbeiter, Angestellte, Beamte – evangelisch, katholisch, atheistisch – männlich, weiblich – SPD, CDU), einfach weil man Nachbar war, das fehlt.

Aber insofern zurück zum Statement: Ja, wenn man sich selbst eingestehen muss, dass man entlang der Kriterien, die man in einer Fragestellung vermutet, als armselig angesehen werden kann, dann tut das weh. Aber das ist nicht das Problem des Fragestellers, zumindest dann nicht, wenn diesem das nicht bewusst ist.

3
Geschrieben am
mischka
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@O.W.: Unsere Lehrerin hat aber nur Urlaubsgeschichten zugelassen, weil nichts langweiliges aus Deutschland erzählt werden durfte. Und wenn ich so eine Frage stelle, muss ich auch nicht alle Schüler den Alphabet nach ran nehmen, ich kann es den Schülern auch freistellen ihre Geschichten zu teilen. So wie das bei uns geschehen ist, war es tatsächlich toxisch. Ich habe meine Tage ähnlich wie du verbracht, aber weil es nicht aus denn Urlaub war, durfte ich davon nichts berichten. Nur das meine Mutter meinte, sie kaufe uns keiner Bücher, wozu haben wir einen Fernseher. Habe mir dann von meinem eigenen Geld einen Bibliotheksausweis gekauft, und nur Bücher geliehen, zum kaufen war ich zu arm.

2
Geschrieben am
O.W.
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@mischka:
Ja, offensichtlich hat die Kollegin es toxisch gemacht. Das tut mir leid für die, die es getroffen hat, insbesondere für Dich. Ich denke, dass wir uns einig sind, dass das garnicht geht.
Ich ja auch geschrieben, dass man es toxisch machen kann, wenn man die Frage flasch stellt. genau sowas hatte ich damit gemeint.

Was mich freut ist, dass Du am Ende derjenige bist, der am letzten lacht, zumindest gegenüber den meisten.

2
Geschrieben am
jck
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Ich komme wohl aus einer Familie, die Menschen, die andere Menschen auch "toxisch" nennen, als "privilegiert" bezeichnen würden, was mich aber nicht so weit weg von O.W. oben macht - mein Papa hatte nie einen Mercedes, und wird auch nie einen haben. Ich hatte mehrere, den für so richtig Geld machte ein LKW -Fahrer in Kooperation mit meiner Frau kaputt. Kaufe ich halt einen Jaguar, ist ja nun nicht so, als wäre der erste Jaguar ne blöde Idee gewesen.

Mein Vater hat auch kein Ferienhaus am der Cote d'Azur, mit Yacht dazu. Ich hab eines in den Alpen, schreibe das gerade auf meiner Yacht in der Ägäis, und meine liebste Kindheitserinnerung ist trotzdem das Schlammloch in Omas Garten. Und wenn man jetzt nicht so "privilegiert" wie mein Opa, der mit 44 gestorben ist: Eimer kosten höchstens einen Euro. Kippt man auf beliebigen Dreck. Wupps: Schlammloch. Muss man nicht an die Nordsee fahren, für. Macht übrigens auch 40 Jahre später noch Spaß. Also, mir. Meine Oma ist derweil verstorben, die hat mir beigebracht, wir man kocht, bügelt, wäscht etc; gibt ja heutzutage (vor 30 Jahren) keine anständigen Mädels mehr. Hab aber (fand Oma) eine gefunden, die bekam dann eine Waschmaschine geschenkt. Insofern kann ich mit meinem Patentöchtern im Schlamm spielen. Finden die Mamas nicht so toll; war bei mir aber auch nicht anders. Und meine Frau wäscht das schon. Mit jetzt einer Miele-Waschmaschine. Wollte sie. War teuer. Gut, soll sie die auch benutzen. Fand meine Oma ja auch.

Zum eigentlichen Thema: so eine Frau wie der Autor hatte ich auf einer runden Geburtstagsparty eines Freundes. Ich fragte ebendiesen dann abseits am Grill, was die da in der sonst angenehmen Runde verloren hat. Antwort: das wissen wirklich alle nicht, fickt wohl echt gut. Hab ihrem Mann dann ein Bier mitgenommen. Fand sie entsetzlich. Er nicht.

0
Geschrieben am
mischka
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@O.W. Genau darauf wollte ich hinaus. Genauso falsch wie es ist, diese Frage als grundsätzlich toxisch zu bezeichnen, was sie nicht ist, wäre es, die Frage als grundsätzlich nicht toxisch zu bezeichnen.

Ich bin übrigens auch viel wohlhabender, als ich es mir je erträumt habe. Ich hätte nie gedacht, das ich Mal auf 5 der 7 Kontinente Reisen darf. Dass ich nicht nachdenken muss, wenn ich mir Kleidung kaufen will. Dass mir die Preise in Aldi nicht egal sind, aber wenn sie teurer werden ist das halt so, kein großer Grund zur Trübsal. Die Inflation habe ich zwar gespürt, aber sie führte nur zu einer Verringerung meiner Sparrate, ich musste mich nicht einschränken. Im Prinzip kaufe ich mir fast alles, was ich mir wünsche. Wenn nicht sofort, dann innerhalb des gleichen Jahres. Das ist schön geil. Wobei es mir letztens schon irgendwie peinlich war, als die Preise für Eier auf Mauritius und aus Deutschland vergleichen wollte und die aus Deutschland nur mit 150% Fehler angeben konnte. Aus meiner Kindheit kannte ich das nicht. Da wurden immer Rabatt Coupons und Angebote gesucht und diese Angebote bestimmten, was auf den Tisch kommt. Ich habe nicht ein einziges Mal neue Kleidung bekommen, all meine Kindheitskleidung war gebraucht. Deswegen hab ich mir geschworen gut in der Schule zu sein um nicht immer jeden verdammten Pfennig (ja ich bin so alt) zwei Mal umdrehen zu müssen.

1
Geschrieben am
O.W.
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@mischka:
Ich glaube, dass ich keinesfalls wesentlich jünger bin als Du, eher etwas älter. Ich habe meinen Führerschein und meine ersten beiden Autos auch in DM bezahlt.
Technisch gesehen sind die 2020er Jahre das sechste Jahrzent, in dem ich lebe (70er, 80er, 90er, ...). Nicht, dass ich an die 70er groß Erinnerungen hätte, aber gelebt habe ich da schon. Von dem, was ich von Dir lese, würde ich schätzen, dass Du ein paar Jahre jünger bist als ich, wenn auch nicht viele. Liege ich da etwa richtig?

1
Geschrieben am
(Geändert am 21. September 2024 um 10:44 Uhr)
mischka
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Sagen wir es Mal so: Ich habe keine Erinnerung an zwei deutsche Staaten, obwohl ich diese miterlebt habe. Da ich Ende der achtziger zur Welt kam, bin ich schätzungsweise 10 Jahre jünger als du.

2
Geschrieben am
O.W.
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So sieht es dann aus. Danke für die Info.

1
Geschrieben am

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