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#977 von ObsidJan

Schon ein etwas älterer Webschnipsel, der mir kürzlich in den sozialen Medien zugetragen wurde:

Er ist eine Persiflage und direkte Kritik an Dr. Laura Schlessinger, einer amerikanische Radiomoderatorin, die in ihren Sendungen Anrufern Ratschläge erteilt und konsequent moralische und extrem konservative religiöse Positionen vertrat. Der Brief stellt 10 mehr oder weniger rhetorische Fragen zu diversen in der Heiligen Schrift der Christen erwähnten Verhaltensweisen.

4. Lev. 25:44 stellt fest, dass ich Sklaven besitzen darf, sowohl männliche als auch weibliche, wenn ich sie von benachbarten Nationen erwerbe. Einer meiner Freunde meint, das würde auf Mexikaner zutreffen, aber nicht auf Kanadier. Können Sie das klären? Warum darf ich keine Kanadier besitzen?

Link: [https://www.programmwechsel.de/lustig/geschichten/laura-schlessinger-offener-brief.html]
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Gast
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Das ist schon über 20 Jahre alt... aber immer noch lustig. Ich muss dabei an den Oglaf denken:

https://www.oglaf.com/assorted-fruits/

"God may be a psycho" würde schon vieles erklären.

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Geschrieben am
mischka
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Eigentlich sind alle Fragen aus christlicher Sicht einfach zu beantworten: Im 1.Jhd. nach Christus ist unter Christen die Frage aufgekommen, ob sich Christen beschneiden lassen müssen. Dabei wurde für Christen ein für alle mal geklärt, dass das mosaische Gesetz durch das Gesetz des Christus ersetzt wurde. Alle zitieren Gesetze stammen jedoch aus dem mosaischen Gesetz und sind somit ungültig. Das ist in etwa so, als wenn ich meinen Nachbarn verklage und mich dabei auf längst abgeschaffte Gesetze aus der Kaiserzeit berufe. Der Autor ist wahlweise dumm und ungebildet, oder er will andere bewusst täuschen.

1
Geschrieben am
(Geändert am 22. September 2021 um 7:57 Uhr)
Klopfer
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Warum pochen so viele Christen dann auf die 10 Gebote?

1
Geschrieben am
mischka
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Weil sie blöd sind...

Aber auch weil sie größtenteils im Gesetz Christi wiederholt werden:

Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Dieses Gebot wird wiederholt, z. B. legt sich Paulus mit Handwerkern an, die Götzen (nicht Mario) herstellen. Darüber hinaus wird dieses Gebot in 1. Johannes 5:21 wiederholt.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.
Laut Vaterunser (Matthäus 6,9) muss der Name des Herrn geheiligt werden. Das ist also nicht nur eine Wiederholung, sondern eine Verschärfung.
Du sollst den Feiertag heiligen.
Das Gebot ist abgeschafft, es gibt keine Wiederholung in den christlich griechischen Schriften aka neuen Testament.
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.
In Matthäus 15,4 wiederholt Jesus dieses Gebot und bekräftigt dessen Wichtigkeit und Gültigkeit. In Epheser 6,1-3 wiederholt auch Paulus dieses Gebot.
Du sollst nicht töten.
Von der offensichtlichen Logik dieses Gebotes mal abgesehen, sagt Jesus, daß diejenigen, die zum Schwert zum greifen, durch selbiges umkommen (Matthäus 26,52 ). Also auch eine Wiederholung Wenn nicht gar eine Verschärfung.
Du sollst nicht ehebrechen.
Dieses Gebot wurde drastisch verschärft, da laut Bergpredigt (Matthäus 5,27, 28) schon die Vorstellung des Ehebruchs verboten war. Vorher waren sie Gedanken frei, solange die Taten ok waren.
Du sollst nicht stehlen.
Das Gebot wird in Epheser 4,28 wiederholt.
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Auch dieses Gebot wird wiederholt, und zwar in Epheser 4,25.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
Dieses Gebot wird in Galater 5,26 wiederholt.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.
Da in Galater 5,26 Neid im allgemeinen verboten wird, wird auch dieses Gebot mit dem selben Vers wiederholt.
Quelle für die Gebote

Als gläubiger Christ muss man sich an 90% der 10 Gebote halten, aber nicht weil es die 10 Gebote sind, sondern weil diese Gebote im neuen Testament wiederholt werden. Ebenso wie du wegen Mordes noch heute bestraft wirst, das aber nicht, weil es zu Kaiserzeiten verboten war (was da ja schon gewesen ist) sondern vielmehr weil es im aktuellen Strafrecht noch immer verboten ist.

3
Geschrieben am
(Geändert am 22. September 2021 um 7:55 Uhr)
Gast
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@mischka, der Autor wollte zeigen, dass die Radiomoderatorin es sich zu einfach macht, wenn sie sagt, Homosexualität sei vrboten, weil es im AT steht. Weil dann eine ganze Menge mehr eben auch noch gelten müsste und ein paar Absurditäten aus heutiger Sicht zählt er dabei auf.

Eine etwas spitzfindige Anmerkung meinerseits wäre an dieser Stelle, dass die Bibel die Homosexualität von Männern unter Strafe stellt, über Frauen findet sich kein Wort.

Und jetzt die theologische Anmerkung. Nach Matthäus 5,17 ist Jesus nicht gekommen, um das Gesetz der Propheten aufzuheben, das sagt er selbst. Die Beschneidungsdebatte wurde meines Wissens so gelöst, dass der Bund, den Gott durch die Beschneidung mit den Menschen schließt (Genesis 17,11) durch den neuen und ewigen Bund der Taufe ersetzt wird. Da wird aber nicht das Gesetz (die Tora) als solche verworfen.

1
Geschrieben am
Sajoma
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@mischka: Stimme Gast zu, es wird explizit gesagt, dass Christus das Gesetz erfüllt, aber nicht ablöst (“Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.“ (Matthäus 5,17-18)) Auch Paulus sagt, dass die Liebe das Gesetz erfüllt, und betont, dass das Gesetz nicht abgeschafft ist: "Wie? Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! sondern wir richten das Gesetz auf. " (Römer 3,31)
Ich persönlich bin ja der Meinung, man unterschreibt entweder die ganze Bibel, oder man lässt es sein. (Ich für meinen Teil lasse es sein.) Sie liberal neu zu interpretieren ist schwierig (und wird in der Bibel selbst scharf kritisiert, wie ich finde.)

1
Geschrieben am
mischka
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@Gast: Im neuen Testament wird Homosexualität ebenfalls verurteilt. Insofern vergleicht der Autor hier tatsächlich Äpfel mit Birnen. Zu deiner Spitzfindigkeit: Da liebst du falsch. In Römer 1:26 wird von schändlichen Leidenschaften gesprochen, unter anderen von Frauen, die den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen vertauscht haben. Und falls Zweifel existieren, das damit lesbische Beziehungen gemeint sind, ließ mal den folgenden Vers, der mit dem Wort "desgleichen" eingeleitet wird, wo direkt die Homosexualität von Männern verurteilt wird. Das wird also gleichermaßen zwischen Männern und Frauen verurteilt, und zwar auch im neuen Testament.

Kommen wir nun zur theologischen Anmerkung: Dort steht, dass Jesus gekommen ist, um das Gesetz zu erfüllen. Wenn eine Mission erfüllt ist, macht man sie auch nicht immer und immer wieder. Jesus wollte auch als Prophezeiungen über ihn erfüllen. Das Christen sich nicht an das mosaische Gesetz halten müssen, erkennt man an vielen Punkten:

1) Wie oben gesagt: Beschneidung.
2) Die Speisevorschriften wurden entfernt (witzigerweise hat der Autor da auch ein Beispiel benannt, obwohl dieses Gesetz als einer der wenigen explizit außer Kraft gesetzt wurde). Vergleiche Apostelgeschichte 11,5-12 .
3) Die Bekleidungsvorschriften wurden von den Aposteln und ersten Christen nicht beachtet.
4) Die Gesetze zu Ehe und Familie widersprechen sich sogar. Während im mosaischen Gesetz die Schwagerehe verpflichtend war, wurde Polygamie im NT verurteilt.
5) Die Opfervorschriften wurden gestrichen.

Wenn nun so viele Teile des mosaischen Gesetzes einfach gestrichen wurden, ist es nur folgerichtig, dass es in seiner Gesamtheit ersetzt wurde und nur noch als Beispiel dient. Paulus schreibt in Römer 15,4:

Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.
Christen betrachten somit das mosaische Gesetz als Lehre oder Beispiel, nicht als Gesetz. Genau wie Jura-Studenten auch das kaiserliche Gesetz betrachten (müssen), als Lehre oder Beispiel, wie sich Gesetze entwickeln, aber nicht, um das vor Gericht zu vertreten.

1
Geschrieben am
(Geändert am 22. September 2021 um 11:28 Uhr)
mischka
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@Sajoma: Es ging mir gar nicht darum, die Bibel liberal neu zu interpretieren. Wie gesagt, Homosexualität ist ohnehin verboten, egal, auf welches Testament man sich beruft.

Und ich sehe auch erst mal keinen Widerspruch, wenn man sie ganze Bibel unterschreibt, aber dennoch der Meinung ist, dass das Gesetz des Christus das mosaische abgelöst hat. Ob man das dann als unterschreiben und danach leben möchte, steht auf einem anderen Blatt. Das muss jeder selbst wissen. Aber man kann denen, die danach leben möchten nicht zum Vorwurf machen, sich nicht an das AT zu halten.

PS: Das Wort "bis" aus dem Satz bis ans geschieht, zeigt ja schon, daß es ein Enddatum des mosaischen Gesetzes gibt, oder?

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Geschrieben am
(Geändert am 22. September 2021 um 11:26 Uhr)
Klopfer
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Dass diese mosaischen Vorschriften nicht für die Christen gelten würden, kam ja erst einige Zeit nach Jesus auf, als man überlegte, ob Heidenchristen sich wie Judenchristen an die alten Bräuche halten müssten. Unter Jesus stellte sich die Frage nicht, weil Jesus mit Nichtjuden eigentlich nichts zu schaffen haben wollte. Eigentlich hätte es ja eh nicht mehr lange dauern sollen bis zum Jüngsten Gericht.
Aus "Er will das Gesetz erfüllen" zu schließen, dass er damit gemeint hätte, es wäre dann quasi obsolet, weil es erfüllt wäre, erscheint mir etwas zu bequem und nicht dem entsprechend, wie Jesus selbst es damals sah.

(Dass Paulus damals selbst seine Ansicht durchgesetzt hat, obwohl er Jesus nicht mal persönlich kannte, ist schon erstaunlich.)

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Geschrieben am
(Geändert am 22. September 2021 um 11:54 Uhr)
BJ68
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Mal ganz pragmatisch und auch vereinfacht gesehen:

a) Christentum wurde zur Staatsreligion erhoben....und z.B. durch Konstatin den Großen im Konzil von Nicäa modifiziert....d.h. meiner Meinung nach schon mal angepasst...

b) Das Römische Reich umspannte da auch Teile von England und Gallien vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin_der_Gro%C3%9Fe#/media/Datei:ConstantineEmpire.png

c) Dort war u.a. das Schwein ein (Haupt???)Fleischlieferant

d) Kann es also sein, dass die Nahrungsvorschriften deswegen angepasst wurden, weil ansonsten sich das Christentum bei diversen Völkern sich ziemlich schwer getan hätte, wenn man denen ihren Schweinsbraten (Asterix lässt grüßen) nicht gegönnt hätte?

bj68

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Geschrieben am
(Geändert am 22. September 2021 um 13:43 Uhr)
mischka
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@BJ68: Petrus lebte deutlich vor Konstantin, und er durfte schon Schwein essen.

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Geschrieben am
Gast
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@mischka, nein, nicht auch im NT, sondern nur im NT. Wo stehen Lesben im AT? Ich schu später mal nach anderen Übersetzungen. Luther ist da etwas freizügig in seiner Wortwahl. Da werden aus Pädophilien auch schnell mal Schwule. Ich müsste den Apostelbrief raussuchen, aber in einem wird auf das Lasterhafte Leben der Heiden in XY abgezielt, und in der Übersetzung Luthers geht es um Schwule und in späteren Übersetzungen um Knabenliebe, eine verbreitete Praxis im Griechenland der damaligen Zeit.

Im Jüdischen Glauben, ist es der Samen des Mannes, der das Leben zeugt. Deswegen ist Onanie strafbar, weil es den Samen verschwendet. Und deswegen auch der Sex unter Männern. Frauen können beim homosexuellen Geschlechtsverkehr aber nichts verschwenden.

Ich finde auch die Aussage "Christen betrachten..." schwierig, im Christentum gibt es viele Strömungen. Siebenter-Tag-Adventisten achten beispielsweise die Speisegebote des AT und feiern am Samstag ihre Messe. Die Zeugen Jehovas nehmen es mit der Bibel ganz genau. Mormonen hingegen haben nichts gegen die Vielweiberei einzuwenden... das Spektrum ist weit und selbst innerhalb einer Richtung, glauben nicht alle dasselbe. Die katholische Kirche reicht von der revolutionären (im Sinne von an der Revolution mitmachenden) Befreiungstheologie bis zu den holocaustleugnenden Piusbrüdern. Da ist alles drin.

Du kannst das alles ja so interpretieren, aber es wäre mir neu, dass das die Lehrmeinung aller Kirchen wäre. Ich greife zurück auf die Verfassung der katholischen Kirche, wie sie Johannes Paul II am Ende des zweiten Vatikanischen Konzils verkündet hat:
https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/377.html
Udn dort Absatz 1961. Dort wird dargelegt, dass die 10 Gebote weiterhin ihre Gültigkeit haben und auch, dass das mosaische Gesetz der Wahrheit Gottes entspringt. Richtig ist aber auch, dass ein großer Konsens besteht, dass die Bücher der Propheten zwar im Geiste Gottes entstanden sind, aber nicht diktiert wurden, es also Spielraum gibt (im Gegensatz zum Islam, wo der Konsens herrscht, der Koran sei genauso von Gott diktiert worden).

Dass die Leute sich nicht so benehmen, wie es in der Bibel steht, naja, das machen die Juden heute ja auch nicht und wahrscheinlich nicht mal damals. Menschen sind immer schon sehr kreativ im Umgang mit Regel gewesen. Auch das kreidet der Fragesteller aus dem Eingangspost ja an, dass es einfach ziemlich seltsame Regeln gibt.

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Geschrieben am
mischka
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Letzten Endes behaupte ich ja nicht mal, dass ich mit meiner Argumentation recht habe.

Der Punkt ist einfach der, dass jemand nicht zum Heuchler wird, weil er zum einen Hummer isst, und zum anderen Homosexualität ablehnt.

Wenn ich Homosexualität ablehne und gleichzeitig meine Frau betrüge, dann bin ich aber wohl ein Heuchler, weil beides gleichermaßen in der Bibel verurteilt wird.

Man darf gerne kritisieren, wenn jemand Homosexualität ablehnt, aber diese Kritik muss sachlich korrekt sein. Und diese implizite: Da hat sich jemand die Regeln rausgesucht, die ihr gefallen und die anderen ignoriert, ist faktisch so nicht gegeben.

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Geschrieben am
Sajoma
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@mischka: Die Beschneidung ist ein Beispiel, das man vielleicht nicht leichtfertig mit dem restlichen mosaischen Gesetz in einen Topf werfen sollte - ähnlich den Opfern. Was die Opfer angeht, hat Jesus sie abgelöst, das kann man wohl so interpretieren. Es wäre irgendwie absurd, vielleicht sogar blasphemisch, noch Schafe zu opfern, wenn Jesus von sich sagt, er habe die Sünde der ganzen Welt (auch der zukünftigen) bereits getilgt. Die Beschneidung wiederum sollte ein Zeichen sein, das die Juden von anderen Völkern vor Gott unterschied. Das ist auch durch Christus nicht mehr nötig, weil es sozusagen das Blut Jesu ist, das den Christen zeichnet. Irgendwie muss sich der christliche Glaube ja auch vom jüdischen unterscheiden, nicht wahr

Allgemein kommt es darauf an, wie man "erfüllt" interpretiert. Wofür braucht man als Christ diese alten Regeln? Nicht, um erlöst zu werden; das hat Jesus ja geregelt. Einen Hinweis gibt uns das NT: diejenigen Christen, die sich beschneiden lassen haben, für die gilt auch das mosaische Gesetz. Man könnte also sagen, dass das Gesetz nicht pauschal abgeschafft ist. Es gilt weiterhin für die Juden und alle Christen, die sich dem Gesetz unterwerfen, und im Prinzip auch für alle anderen: Paulus schreibt nicht umsonst, dass die Liebe das Gesetz erfüllt. Damit meint er jegliches Gesetz, das dem Menschen von Gott auferlegt sein kann.
Damit ist dein Beispiel mit dem Hummer nur halb richtig. Fremdgehen und Homosexualität sind zwar vielleicht eher in derselben Größenordnung, aber was das reine Gesetz angeht, sollte man mW auch keinen Hummer essen. Sünde ist letztlich Sünde. Macht nur keinen Unterschied, wenn jegliche Sünde schon vergeben ist, das ist wahr...

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Geschrieben am
mischka
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diejenigen Christen, die sich beschneiden lassen haben, für die gilt auch das mosaische Gesetz
Hast du da eine Quellenangabe?

Davon ab: Wenn ich deiner Logik folge, darf also jeder unbeschnittene Christ Hummer essen, oder?

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Geschrieben am
Sajoma
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"Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wo ihr euch beschneiden lasset, so nützt euch Christus nichts. Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden läßt, daß er das ganze Gesetz schuldig ist zu tun." (Galater 5,2-3)

Wie gesagt, Christen müssen das mosaische Gesetz nicht per se in jedem Detail befolgen. Damit ist das mosaische Gesetz für Christen aber nicht abgeschafft, wenn ich einmal so spitzfindig sein darf. Nur, weil Jesus sozusagen die Schuld bezahlt, die der Mensch sonst selbst tilgen müsste, heißt das nicht, dass die Art und Weise, wie "Schuld" definiert ist, anders liegt. Eher verschärft Jesus ja einige Regeln, indem er etwa Ehebruch im Geiste auch als Ehebruch definiert. Was das Hummerbeispiel angeht, gibt es ja gerade für die Speisevorschriften im NT einige konkrete Beispiele, die verdeutlichen, was sich konkret für Christen ändert (Stichwort: nicht, was durch den Mund eingeht, sondern was durch ihn ausgeht, macht unrein.) Umgekehrt gilt aber, dass für alle, die Götzenopfer als unrein empfinden, sie auch unrein sind. Heißt wohl, dass es mit unserem Gewissen, also mit unserer Schulderkenntnis, zu tun hat, was wir zu lassen haben und was nicht. Wenn du also Hummer nicht als unrein erkennst, Christ, aber nicht beschnitten bist, iss ihn.

Ist das alles nach heutigem Verständnis kongruent? Jein.
Es ist nicht alles auf den ersten Blick schlüssig, aber immerhin doch irgendwo nachvollziehbar. Ich verstehe ja auch die Dreieinigkeit nicht vollumfänglich, sage aber nicht deshalb (wohl aber aus anderen Gründen), dass ich die Religion nicht nachvollziehen kann.

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Geschrieben am
mischka
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@Sajoma: Danke, das war mir nicht bewusst.

Stimmst du mir denn insoweit zu, dass es nachvollziehbar ist, dass (einige) Christen der Auffassung sind, dass das Mosaische Gesetz nicht mehr befolgt werden muss, weshalb ein Christ, der sich gegen Homosexualität ausspricht, nicht automatisch ein Heuchler ist?

Ich wollte eigentlich auch keine theologische Diskussion lostreten, sondern lediglich zeigen, dass man als gläubiger Christ (ohne dabei zu sagen, ich sei einer) ohne Heuchelei Hummer essen und seinen Nachbarn nicht mit einem Stieropfer nerven und trotzdem Homosexualität ablehnen kann.

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Geschrieben am
Gast
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Man kann als gläubiger Christ soghar eien ganze Menge mehr tun und lassen. Ist ja letztlich jedem selbst überlassen, wie er sein Christsein ausfüllt.

Was hier kritisiert wird ist streng genommen, dass die Moderatorin gesagt hat, Homosexualität? Levitikus 18,22, Ende der Debatte. Udn dann hat der Hörer mal Levitikus 1,9 (Stieropfer) genannt. Ende der Debatte? Levitikus 11,19 (der Hummer) Ende der Debatte?
Ist nicht so, dass Sie aus dem Geiste der Bibel und des neuen Testamentes die Sünde der Homosexualität dargelegt hätte, sonder eben auf Levitikus verweist. Und dann muss man sich die Frage gefallen lassen, wie es sich mit dem Rest aus Levitikus verhält.

Das ganze Werk ist an der Stelle schon widersprüchlich wo es erst heißt "Du sollst nicht töten." und dann später aber auflistet wofür man andere steinigen soll. Da finde ich den Jesus ja immer wieder sehr wiese und sympathisch. Wo er sagt, "Ja klar hat die Ehebrecherin gesündigt, und wer von Euch mordlüsternen alten Säcken noch nie was angestellt hat, kann auch gerne mit der Steinigung anfangen, sonst verkneift Euch das mal schön." Der ist einfach immer cool und ziemlich geschickt. Ich mag Jesus als Mensch. Der hat sich zur Homosexualität übrigens nie geäußert. Ich weiß, wir nehmen die Apostelbriefe auch als göttlich inspiriert hin, aber geschrieben wurden sie nur von Menschen, die sich dem aktuellen Zeitgeist nicht entziehen konnten und sicherlich auch Ziele verfolgt haben.

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Geschrieben am
ObsidJan
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Wie kommt man zu der bizarren Auffassung, dass nur das NT die Regeln für das christliche Leben vorgibt, aber nicht das AT? 🤔 Ich kann ja auch nicht sagen, dass die eine Hälfte der Artikel des Grundgesetzes nicht für mich gilt, wenn mir die dort vorgegebenen Regeln nicht passen. Es ist ja nicht so, dass das GG (oder irgendein anderes Gesetz) die nicht mehr gültigen Gesetze von Anno sonstwann immer noch als Ballast mitschleppt - aber die Bibel gibt es bis heute immer nur im Doppelpack mit dem AT. Hier steht auch, dass das "Alte Testament nicht etwa durch das Neue Testament abgelöst" wird.

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Geschrieben am
Gast
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Naja, jetzt muss man aber auch sagen, dass AT nicht gleich AT ist und weit über die Tora hinausgeht. In Konzilen und Synoden hat man sich erst im Laufe der Zeit auf den Kanon geeinigt. Und dann hat Luther wieder Texte rausgeworfen, siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Deuterokanonisch

Es ist alles nicht so einfach...

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Geschrieben am
Sajoma
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@mischka: Nachvollziehbar finde ich diesen Standpunkt irgendwo, ja. Allerdings weniger der Religion wegen und eher, weil das eben in etwa dem Punkt entspricht, wo die Religion momentan steht: sie hat sich ja doch sehr gewandelt über die Jahrhunderte dahingehend, wie sie auszulegen und zu leben sei, und momentan ist der Punkt mit der Homosexualität am kriseln, insgesamt ist aber wohl noch die Mehrheit der Religiösen der Meinung, dass Homosexualität jetzt nicht unbedingt das ist, was Gott gern hat. (Einige wollen es dann bestrafen, andere sagen, man sei ja ohnehin sündig, und Gott müsse sich ja auch etwas gedacht haben dabei, diese Menschen homosexuell geschaffen zu haben; wieder andere finden, die Bibel habe da einfach einen Übersetzungsfehler. Letzteres ist wirklich schwierig, weil die Bibel scharf gegen diejenigen schießt, die sie ändern wollen.)

Letzten Endes ist die einzige Art, wie ich das Christentum irgendwie akzeptieren kann, die Orientierung an Jesus. Der hat sich mit Prostituierten, Zöllnern, Bettlern, Ausländern, kurz: dem "Abschaum" der damaligen Gesellschaft (und auch in unserer Gesellschaft werden die Grenzen gar nicht mal so anders gezogen) abgegeben; er war immer für relativ menschenfreundliche Auslegung der Schrift bekannt (der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat; wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein) und sein Credo war, dass die Liebe alle anderen Gesetze erfüllt. Paulus schreibt später auch, dass "der Buchstabe tötet", der Geist aber lebendig mache (2. Korinther 3,6) - heißt wohl, dass eine strikte Auslegung des Gesetzes menschenfeindlich ist, weil der Mensch nun einmal ein Sünder ist. Das macht aber laut Bibel Gott nicht weniger heilig, und deshalb muss eben ein absolut reiner Mensch die Schuld bezahlen, die alle anderen sich aufladen. Und dadurch wird es dann egal, ob du Hummer isst, Sex gegen Geld hast oder auf Menschen deines eigenen Geschlechts stehst: die Zeche ist bezahlt, solange du sie dir eben von Jesus bezahlen lässt. Dafür muss man allerdings bekehrter Christ sein.
(Gut, und dann sollst du natürlich nicht mutwillig möglichst viel sündigen. Versteht sich, oder?)

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Geschrieben am
Diiter
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Das ganze Werk ist an der Stelle schon widersprüchlich wo es erst heißt "Du sollst nicht töten." und dann später aber auflistet wofür man andere steinigen soll.

Entgegen landläufiger Meinung wäre die passendere Übersetzung "Du sollst nicht morden", also töten mit verbrecherischer Absicht. So löst sich hier der WIderspruch auf.

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Geschrieben am
Sajoma
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@Diiter: Eben. Wenn Gott es befiehlt, sollst du (nicht: kannst du) sogar Schwangere und kleine Kinder töten. Wehe, du missachtest da den Willen des HErrn.

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Geschrieben am
Gast
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@Diiter, die "landläufige Meinung" vertrat schon der heilige Hieronymus, der die hebräischen Texte zur Vulgata übersetzte. Im Lateinischen steht dort töten, im Hebräischen etwas anderes, dass man als morden lesen kann, aber auch nicht zwingend. Selbst unter jüdischen Gelehrten ist die Sache wohl nicht eindeutig. Sehr kurzweilig dazu:
https://www.juedische-allgemeine.de/allgemein/du-sollst-nicht-morden/

Ja, schon der heilige Augustinus argumentierte für die legitime Gewalt, die von Christen ausgehen kann (die Idee des gerechten Krieges) und bereitete so erst den theologischen Boden, um das Christentum zur römischen Staatsreligion zu machen. Mit Pazifisten ist kein Krieg zu gewinnen. (Außer die glorreichen Kabeljaukriege, die die Isländer gegen die Briten gewonnen haben, ohne dass Island eine Armee besitzt, ganz im Gegensatz zu den Briten).

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Geschrieben am
qwzt
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Auch Thomas von Aquin hat sich ja ganz klar dafür ausgesprochen (zu seiner Zeit wurde von vielen der Pazifismus wieder ausgegraben und viel über die Bestrafung von Verbrechern diskutiert). Er spricht sich dabei auch klar für die Todesstrafe aus, meint sogar, es sei die christliche Pflicht Mörder zu töten.

Ansonsten sehr interessante Diskussion, welche Gesetze nun gelten und welche nicht. Dabei muss man natürlich auch berücksichtigen, dass die Kirche deutlich weniger starr auf der Bibel beharrt als man häufig annimmt, eben weil klar ist, dass sie von Menschen geschrieben wurde, und nicht direkt von Gott diktiert (wie etwa der Koran). Deshalb enthält sie Fehler und Unklarheiten, über die man Reden muss. Aber natürlich gab und gibt es natürlich immer Hardliner, die halt einfach nicht Reden wollen, weil ihnen sonst ihre Rechtfertigung für ihr Geschwurbel wegbricht.

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Geschrieben am
Gast
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Die Kriche ist auch ganz groß darin, selbst noch ein paar Regeln festzulegen. Die biblischen Speisegebote sind ja nix gegen die Fastengebote (und Ausnahmen).

Schön ist ja, dass sich zu allen Zeiten die Leute schon mit diesen Fragen beschäftigt haben, Anfang des 16. Jh. kommt es einer besonders lustigen Episode, den Dunkelmännerbriefen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dunkelm%C3%A4nnerbriefe

Wo man wieder mal lernt, dass nicht jeder Satire versteht.

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Geschrieben am

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