Ursprünglich hatte die Beschneidung (von Jungen), eine hygienische Bedeutung. Weil man sich heutzutage aber täglich waschen kann, ist der aber nicht mehr da. Dein Problem ist, dass du nicht differenziert genug an die Sache herangehst. Das Fehlen der männlichen Vorhaut, ruft nicht nur keine ausgeprägten körperlichen Schäden hervor, sondern gar keine. Man wird soweit ich das weiß nur etwas weniger empfindlich an der Eichel, da diese ja nun ständig gereizt wird. Manche finden eben das gut. Wo ist der konkrete Schaden. Beschnittene Juden sind meistens stolz darauf, da die Beschneidung, ein Symbol für ihre Zugehörigkeit zu ihrem Volk und ihrer Tradition darstellt. Die Beschneidung der männlichen Vorhaut, mit anderen, schädlichen Verstümmelungen (z.B. die Beschneidung der Frauen in Afrika) gleichzusetzen entbehrt jeglicher Vernunft. Ich setze mich hier nicht für die Beschneidung ein, sondern sage schlicht: "Wen kümmert's?" Die beschnittenen Juden und Moslems (und wo es sonst noch eine lange, tief in der Kultur und den menschlichen Gefühlen verankerte Tradition sein mag), finden es gut, oder es kümmert sie nicht. Zeig mir bitte, einen Juden oder Moslem, der durch die Beschneidung als Kleinkind, psychologische Traumata, körperliche Beschwerden, soziale oder sexuelle Probleme davon getragen hat. Ich selbst habe eine Vorhaut. Aber da es keinen Unterschied macht, kann ich die Vorhaut auch einfach dran lassen, ohne mich den (kurzzeitigen) Schmerzen einer Operation zu unterziehen. Die Art der Diskussion hier erinnert mich doch vom Tenor, sehr stark an die hier so gern geführte Debatte über "Killerspiele". Man nimmt ein Ding (Beschneidung/Counterstrike), das selbst, keine nennenswerten negativen Auswirkungen hat, und stellt es auf eine Stufe mit einem anderen Ding (z.B. weibliche Beschneidung/Manhunt) und nennt als Grund das Prinzip: "Wenn man eine Kleinigkeit (von negativen Auswirkungen z.B.) zulässt, öffnet man Tür und Tor, für die großen Dinge." Im konkreten Fall : "Computerspiele sind prinzipiell zu verdammen, weil sie die Jugend dumm und brutal machen" oder eben "Beschneidung beim Mann ist eine Form der Verstümmelung und deswegen prinzipiell auf die gleiche Stufe zu setzen, wie die Beschneidung von Mädchen (bei der in einer unhygienischen und brutalen Zeremonie, sowohl Klitoris als auch Klitorisvorhaut, im schlimmsten Fall noch die Schamlippen entfernt werden und die Vaginalöffnung zugenäht wird, wobei die Mädchen massive kurz-, mittel- und langfristige physische und schwere psychische Schäden davontragen)"
Prinzipienreiterei ist hier nicht angebracht und zeugt von nicht ausreichender Reflexion der Thematik. Ansonsten haben wir keine sachliche Diskussion, sondern nichts anderes als -"die sollt mer us prinzip doch älli ufhänge"- Stammtischgeblöke. Manchmal ist prinzipielle Intoleranz (auch für Hasen) eben nicht intelligent.
Und da du es ja immer noch nicht mitgekriegt hast: Körperliche Schäden sind nicht der springende Punkt! Der Hinweis auf ausbleibende körperliche Schäden ist kein Grund FÜR Beschneidungen. Wer so argumentiert, kann dann auch gleich dafür eintreten, dass man den Kindern auch Genitalpiercings spendiert.
(Wer mal Leute sehen will, die unter ihrer Beschneidung leiden oder litten, kann sich mal die Folge von "Penn & Teller Bullshit!" zum Thema Beschneidung angucken.)
Es geht einfach um ein fundamentales Selbstbestimmungsrecht eines jungen Menschen. Eine Beschneidung ist eine nicht reversible Handlung. Ein Mensch sollte selbst bestimmen, wie er an den Genitalien aussieht oder wie empfindlich er da unten ist, nicht seine Eltern oder ein Geistlicher. Der Mensch muss nämlich später damit leben, nicht die Eltern oder der Geistliche. Wenn ein Mann alt genug ist, kann er meinetwegen die Pelle abhacken, sich da Bolzen durch den Pimmel schießen lassen oder sich chinesische Drachen rauftätowieren lassen. Ist mir alles scheißegal. Aber es ist nichts, was Eltern für ihre Kinder entscheiden sollten, wenn es nicht aus medizinischen Gründen (Phimose) nötig ist.