Beim zweiten Absatz stimme ich mit Dir völlig überein, das muss einfacher sein. Aber zum ersten Teil muss man ja nur eine einfach Rechnung aufstellen:
Stell Dir vor, die Kirchen zögen sich hundertprozentig zurück aus der staatlichen Verwaltung. Dann kann man aufrechnen: Dem Staat fallen die 3% Kirchensteueranteil weg, dazu muss er den Personalaufwand tragen, den bisher die Pfarrämter (bspw. für Beglaubigungen) übernehmen und außerdem alle Altenheime, Krankenhäuser, Schulen, Kindergärte, die bisher von den Kirchen getragen werden, zu 100% selbst finanzieren. Im Gegenzug fallen die Steuervergünstigungen für die Kirchen und Kirchenmitglieder sowie die Förderung für kirchliche Projekte und Institutionen, ebenso wie die Bezahlung der kirchlichen Beamten weg. Glaubst Du, dass bei dieser Rechnung am Ende für den Staat ein Plus steht? Ich bin mir da nicht sicher.
Und du überschätzt offenbar, was die Kirchen von ihren Kirchensteuereinnahmen für soziale Zwecke ausgeben. Konfessionelle Kindergärten und Schulen werden üblicherweise zu 75-80% vom Staat finanziert, zu 15% von den Eltern, nur der kümmerliche Rest kommt von den Kirchen. Bei den Krankenhäusern sieht's nicht anders aus als bei anderen Krankenhäusern in freier Trägerschaft: Da wird ganz normal bei den Krankenkassen abgerechnet, die Zuwendungen der Kirche betragen auch hier deutlich weniger als 10%. Die operieren einem da ja auch nicht umsonst den Blinddarm raus. Und auch bei den Seniorenheimen ist die Kirche nicht der große Geldgeber: Staatliche Zuwendungen und die Beiträge der Bewohner finanzieren diese Einrichtungen.
Den bei weitem größten Teil der Kirchensteuereinnahmen geben die Kirchen für Gehälter und die Erhaltung ihrer Tempel aus, nur ein winziger Teil geht in soziale Projekte.