Frag den Hasen

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Klopfer, was hältst du von diesem kleinen, fiktiven Austausch:

Q: Deine ganze Philosophie basiert auf Vermutungen über Ursache und Wirkung. Du behauptest, dass alle Dinge Ursachen haben, und es ihnen somit an Eigenexistenz mangelt, weil alle Dinge abhängig von ihren Ursachen sind. Aber woher weißt du, dass alle Dinge verursacht sein müssen? Wenn du falsch liegst, dann KÖNNEN Dinge inhärent existieren und deine gesamte Philosophie fällt wie ein Kartenhaus zusammen!

A: "Existenz" ist ein menschengemachter Begriff. Wenn du Dinge wahrnimmst oder an eines denkst, dann VERURSACHST du ihre Existenz. Somit ist es unmöglich, dass ein unverursachtes Ding existieren kann.
Ein Ding kann auch nicht ohne seine Bestandteile existieren, und diese Bestandteile stellen Ursachen dar. In der Kernphysik gibt es Teilchen die unter Umständen keine Bestandteile haben. Dennoch haben sie Eigenschaften und diese stellen Ursachen dar. Ich sage es nochmal, Dinge müssen Ursachen haben.

Dazu kommt noch, dass wir in einer Welt leben in der Zeit eine nachweisbare Gegebenheit ist. Der Lauf der Zeit erfordert Wechsel, und Wechsel besteht aus Ursache und Wirkung. Also, wo Zeit ist, da ist Ursächlichkeit. Als unser Denken die Zeit erschuf, erschuf es Ursächlichkeit gleich mit dazu. Das eine kann ohne das andere nicht existieren.

Q: Dein Argument widerspricht sich: wenn nichts wirklich existiert, dann können auch Ursache und Wirkung nicht wirklich existieren. Trotzdem benutzt du sie um deine Philosophie zu untermauern! Glaubst du auch das Zeit real ist?

A: Es ist falsch zu sagen, dass Ursache und Wirkung nicht existieren, denn während es ihnen an inhärenter Existenz fehlt, mangelt es ihnen auch an nicht-inhärenter Existenz. Ursache und Wirkung ist ein nützliches Prinzip, es ist gültig und hat seinen Nutzen als Werkzeug. Ohne Werkzeuge können wir keine Arbeit verrichten.

Was Zeit betrifft, sie ist real, wenn wir sie real machen. Wenn wir sie nicht real machen würden - sie uns auf eine andere Weise, in philosophischer Manier, denken würden - dann wäre es trotzdem unmöglich, dass ein inhärent existierendes Selbst existiert.

Q: Wieso das denn?

A: Ein Selbst kann nur im Verhältnis zu anderen Identitäten existieren. Verhältnisse sind Ursachen, die nicht möglich sind wenn es keine Zeit gibt.

Q: Und warum?

A: Verhältnisse sind menschliche Begriffe und Begriffe erfordern Zeit. Keine Zeit bedeutet keine Begriffe was wiederum keine Verhältnisse bedeutet, und dies wiederum bedeutet keine Existenz.

Q: Angesichts der Existenz der Zeit, warum erfordert der Lauf der Zeit Wechsel?

A: Zeit wird durch Wechsel gemessen. Wenn sich nichts wandeln würde, gäbe es keine Zeit.

Q: Das ist ein Zirkelschluss! Du behauptest, Wechsel sei eine Gegebenheit weil Zeit existiert; und dann behauptest du, Zeit werde durch Wandel gemessen!

A: Ja, dass Argument dreht sich im Kreis, aber es ist deswegen nicht falsch. Ich spreche nämlich von einer relativen, oder temporären Wahrheit. Im Endeffekt entpuppen sich alle unsere Umgänge in der relativen Welt als Zirkelschlüsse. Das ist so weil alle Dinge nur im Verhältnis zueinander existieren.
Ich würd beiden einen Klaps auf den Hinterkopf geben.

Wie kommt Q auf die Idee, dass eine ganze Philosophie ungültig wäre, nur weil (unter irgendwelchen Umständen) Dinge existieren können, ohne durch diese Philosophie erklärt zu werden? Wenn die Wissenschaft immer alle bisherigen Theorien komplett über den Haufen werfen würde, nur weil etwas bisher durch eine Theorie nicht erklärt werden kann, wären wir heute nicht so weit.

A erzählt auch ein bissel Unsinn. Wenn man an etwas denkt, verursacht man nicht deren Existenz, sondern nur die Idee dieser Existenz. Wenn ich an einen grünen Elefanten denke, dann habe ich die Idee eines grünen Elefanten "verursacht", aber noch keinem einzigen Elefanten (welcher Farbe auch immer) zur Existenz verholfen. "Existenz" ist insofern ein menschgemachter Begriff, als dass es ein Symbol mit einer Bedeutung ist (um es mal strukturalistisch auszudrücken), aber die Existenz an sich (nicht als Wort gesehen) ist im Universum weitgehend unabhängig vom Menschen. Der Uranus existierte lange, bevor auch nur ein Mensch daran dachte, dass es ihn geben könnte. Der VW Golf existiert hingegen nur wegen des Menschen, aber auch da brauchte es mehr als einen Gedanken.

A hat recht, dass Zeit zwingend mit Zustandsänderungen verbunden ist. Wenn sich nichts ändern würde, würde auch keine Zeit vergehen. (Ich verweise mal auf die Planck-Zeit, quasi das minimalste Zeitintervall.) In der Hinsicht sind Zeit und Wandel Synonyme, es ist daher etwas unsinnig zu sagen, es wäre ein Zirkelschluss, weil tatsächlich beide das Gleiche sind.
Daher haben wir mit unserem Denken auch nicht die Zeit erschaffen. (Wo kommt dieser Drang von Philosophen her, so zu tun, als wäre der Mensch das Wichtigste im Universum und ohne ihn wäre nichts? kratz.gif ) Die Zeit ist für das Denken wesentlich wichtiger als das Denken für die Zeit. Der Urknall hat die Zeit erschaffen, und damit wohl auch Ursache und Wirkung. Was man aber bedenken muss: Es ist nicht unbedingt gegeben, dass eine Ursache unbedingt vor der Wirkung kommen muss oder dass eine Ursache nur eine einzige mögliche Wirkung haben kann. Es gibt (gerade im Quantenbereich) einen gewissen Indeterminismus.

Das Selbst: Ja, das kann man sicher durch Verhältnisse und Unterschiede definieren. Mein Körper hat eine andere chemische Zusammensetzung als die Luft drumherum usw. Auch psychologisch werden viele unserer Denkprozesse durch Verhältnisse und nicht durch absolute Werte bestimmt. Dass wir ohne Zeit nicht existieren würden (und unsere Existenz allein schon ein Beweis für die Zeit ist), ist eigentlich selbsterklärend. Die Zeit kann nicht mal imaginär sein, weil sich ohne Zeit kein Gedanke bilden kann. Die Zeit kam allerdings ganz gut viele Milliarden Jahre ohne Gedanken aus, insofern weiß ich auch nicht, wo da ein Zirkelschluss wäre.

Kurz gesagt: A ist mir viel zu anthropozentrisch, bei Q hab ich das Gefühl, dass er das Universum an sich leugnen will. Aber irgendein Universum muss es ja geben, sonst könnte er nicht so alberne Fragen stellen.