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Die Abenteuer des Stefón Rudel

Einige Zeit vorher ist in Swasiland ein Zug der Fremdenlegion voller Strafgefangener überraschend von 2000 Schwarzafrikanern aufgerieben worden, und Stefón soll das verhindern. Ich wette, wenn man den Autor fragt, würde er sicherlich beteuern: „Ich hab doch nichts gegen Nigger!“

Eine Fast-Liebesnacht mit Lolo und Alkohol gibt es noch vor dem Auftrag, aber die Zeitreise kann offenbar nicht warten, bis bei Stefan die Pubertät einsetzt. Im alten Afrika schlägt man sich zum Hauptmann durch.

So berichteten wir von einem bevorstehenden Angriff wo der Aufklärung zu folge die Funkanlage einen Volltreffer Abbekam und die Aufständigen in Swasiland waren mit nigel nahen Neuen Kalaschnikowgewehren ausgestattet wurden und hatten Unterstützung von den Sowjets, und die Sowjets würden mobile Raketenwerfer einsetzen, und den Außenposten von der Legion mit einem Sturmangriff überrollen.

Ja, wie denn nun? Waren es die Schwatten oder die Russen? (Ganz allgemein muss ich sagen, wenn jemand mir so ein Gestammel erzählen würde, würde ich das ungefähr so ernst nehmen wie die Ankündigung eines Weltuntergangs durch einen Priester.) Jedenfalls befiehlt der Hauptmann den Rückzug ins Basislager. Auf dem langen Weg stolpert man eher zufällig auf einen sowjetischen Hubschrauber nebst Soldaten, die natürlich pflichtbewusst umgelegt werden. Auftrag erfüllt!

Kindernothilfe

Jetzt könnte man sich langsam an den großen Plan machen: einerseits verhindern, dass die Franzosen mit zwei Atomsprengköpfen zwei amerikanische Flugzeugträger versenken, andererseits die Amerikaner überreden, keine Kernwaffe auf die Bretagne zu schmeißen, und das alles in der Vergangenheit. Aber ach, es kommen einige schlechte Neuigkeiten, die Stefón sehr betrübt machen. Frau Sommer ist nämlich gestorben. Das ist nicht die Frau vom Bravo-Aufklärer; die Olle hat noch in Amerika immer auf ihn aufgepasst, wenn Frau Kennedy genug von dem Drecksblag hatte.

Wie gut, dass er eh in die Vereinigten Staaten muss, um den Senat davon zu überzeugen, mithilfe der Korrekturuhr einige Briefe in die Vergangenheit zu schicken, die die Sprengung der Bretagne aufhalten sollen. Das ist aber ein Klacks und in ein paar Sätzen erledigt, die Sache mit den französischen Bomben auf die Flugzeugträger soll erst in drei Monaten erledigt werden, also hat er noch Zeit für die Testamentseröffnung.

Dann fuhr ich mit Frau Kennedy zum Notar, wo ich schon erwartet wurde. Dort wurde mir das Testament vorgelesen und ich wurde lobenswert erwähnt und bekam 6 Billionen US Dollar. Da ich niemals im Traume mit so einer Summe gerechnet hatte beglückwünschte mich Frau Kennedy und sagte das ich jetzt ein akzeptabler Heiratskandidat sei und die jungen Mädchen würden sich um mich reißen.

Und wenn einem mal nichts einfällt, schreibt man einfach, dass der Hauptcharakter noch mehr Geld kriegt. :batsch: Aber gut zu wissen, dass man endlich dann für die Frauen als gute Partie gilt, wenn man mehr als das Bruttoinlandsprodukt Japans auf dem Konto hat.

Die Reise in die französische Vergangenheit läuft ebenfalls wie am Schnürchen, Stefón und Patris übergeben einfach Briefe an die entsprechenden Offiziere bei den Abschussrampen und verpissen sich wieder. Ein französischer Freund von Stefón begrüßt sie in der Gegenwart wieder und berichtet freudestrahlend, dass der Plan geklappt hat und das Fernsehen heute Abend darüber berichten würde. Ich habe keine Ahnung, was das Fernsehen da berichten will. Ist ja ein bisschen witzlos, der Bevölkerung zu erzählen, dass die Bretagne vor 14 Jahren nicht von einer amerikanischen Interkontinentalrakete plattgemacht wurde, das wissen die schließlich schon lange.

Nichtsdestotrotz, die beiden winzigen Fremdenlegionäre werden zu Leutnants befördert und kriegen einen dicken Orden. Außerdem darf sich Stefón auch noch drei Sachen wünschen. Der erste Wunsch ist ein Képi blanc in hellblau, was irgendwie unsinnig ist, weil der Hut dann nicht mehr blanc, also weiß, ist.

Was ist ihr zweiter Wunsch fragte die Reporterin und ich sagte „das den Franzosen immer Kriegsverbrechen in Indochina vorgeworfen wurden ,so möchte ich nach Indochina reisen und mich Nackt abfotografieren lassen.

WTF!?

Was haben die Verbrechen der Franzosen in Indochina jetzt damit zu tun, dass er den Vietnamesen seinen Lümmel zeigen will? Dankenswerterweise soll er bis zu seinem 21. Geburtstag warten, bis ihm dieser Wunsch erfüllt wird. Vermutlich hofft man, dass dann sein Penis groß genug sein wird, um ihn überhaupt mit bloßem Auge erkennen zu können.

Der dritte Wunsch ist, dass übermorgen schulfrei ist, der nächste Tag ist ja sowieso Feiertag aufgrund von Stefóns Heldentat. Nebenbei gibt er auch noch bekannt, dass er vier Billionen Dollar in französische Staatsanleihen stecken wird, um den Wiederaufbau des Landes zu unterstützen. Nun ist das Land weitaus weniger kaputt als in der anderen Zeitlinie, also was macht der Franzmann dann mit den restlichen 3500 Milliarden Dollar? Vermutlich sowieso besser nichts, Anleihe heißt: Der will die Kohle zurück, am besten mit Zinsen.

Natürlich wäre es ja viel zu bescheiden, wenn Stefón und sein Spießgeselle nur in Frankreich Helden wären. Aus aller Welt prasseln Auszeichnungen und Geschenke auf die beiden und ihre Fremdenlegion ein. Der Realismus wurde auf Seite 1 eh schon in Fetzen gefickt, da ist der Quatsch jetzt nur noch ein Kopfschütteln wert.

Aus diesem Grunde fasse ich die letzten 100 Seiten einfach kurz in Stichpunkten zusammen und lasse sie (fast) ohne Kommentar auf euch wirken.

  • Er stellt eine Eliteeinheit der Fremdenlegion auf, das Kobra-Kommando. (Hieß so nicht der Feind von G.I. Joe?) Um die Truppe auszurüsten, kauft er unter anderem ein Viertel von Heckler & Koch, dem bekannten Waffenhersteller.
  • Er baut ein Hotel mit Biergarten und noch mehr Androiden als Arbeitskräften.
  • Eine kritische Ausstellung über die Fremdenlegion in der Schule der Ritterkreuzsiedlung wird von Stefón und seinen französischen Freunden unterbunden, indem die Stadt besetzt und 72 Stunden lang unter Kriegsrecht gestellt wird. Die Fremdenlegion verklagt die Stadt auf Schadenersatz und kriegt militärisches Gerät von der Bundeswehr. Die Verantwortlichen für die Ausstellung werden verdroschen.
  • Er bombardiert eine Waffenfabrik an der tschechischen Grenze, weil sie Waffen für Schwarzafrikaner herstellt. (Rassismus, in diesem Buch? Ach, iwo!)
  • Stefan poppt mit Ann Marie und kriegt riesigen Ärger mit Lolo. (Elf Jahre. *hust*)
  • Stefan poppt mit Lolo und fliegt mit ihr in den Urlaub.
  • Stefan landet zufällig in der DDR und hilft Erich Mielke dabei, Lebensmittel aus Ungarn in die DDR zu schaffen.
  • Stefan fliegt mit Ann Marie in den Urlaub, weil Lolo Schule hat.
  • Er kriegt Ärger mit Lolo deswegen.
  • Zufällig findet er den besten Freund seines Vaters.
  • Seine Eltern sind auf dem „hintersten Planeten“ oder so. Angeblich haben sie sehr nach ihm gesucht, anscheinend aber nirgendwo, wo es logisch gewesen wäre.
  • Er trifft seine Eltern wieder.

Das Nachwort informiert uns dankenswerterweise, dass alle Namen, Personen und Handlungen frei erfunden sind. Hätte ich jetzt aber nicht erwartet, die sind ja alle so realistisch. :tozey:

Falls ihr es nicht gemerkt habt: Das Buch ist schlimm. Es wirkt zum großen Teil tatsächlich so, als hätte es ein Kind geschrieben, was nur mit Kriegsfilmen, Landserheften, Herrenwitzen und einem alten Flash-Gordon-Heft aufgewachsen ist. Andererseits würde ein Kind sein Geburtsdatum sicherlich nicht einfach in die 60er Jahre verlegen und hätte auch nicht den Durchhaltewillen, 450 Seiten mit dieser Grütze zu füllen. Das Foto im Autorenprofil bei Amazon sieht auch eher nach Fahndungs- als nach Kinderfoto aus.

Wir haben jetzt also geklärt: Das Buch ist schlimm. Während ich aber euer Wehklagen ignoriere, wieso ich dafür 12 A4-Seiten Text brauchte, stellt sich auch die Frage, ob es total nutzlos ist. Erstaunlicherweise nicht. Es ist wie ein drogensüchtiger Gossenjunkie, auf den man mit dem Finger zeigen kann, um zu sagen: „Wenigstens bist du nicht so mies dran wie der.“ Ich könnte wohl niemals ein Buch schreiben, was schlechter ist. Fast niemand könnte das. Und das ist auf eine leicht perverse Art doch sehr positiv.

Noch mehr Zitate gibt es im Blog!

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