Frag den Hasen

In Fragen suchen


Alte Frage anzeigen
#

Hier beantworte ich Fragen, die mir die Besucher gestellt haben, die aber nicht häufig genug sind, um im FAQ aufzutauchen. Insgesamt wurden bisher 41833 Fragen gestellt, davon sind 43 Fragen noch unbeantwortet.
Wichtig: Es gibt keine Belohnungen für die zigtausendste Frage oder sonst irgendein Jubiläum, Fragen wie "Wie geht's?" werden nicht beantwortet, und die Fragen-IDs unterscheiden sich von der Zahl der gestellten Fragen, weil die Nummern gelöschter Fragen nicht neu vergeben werden. Und welche Musik ich höre, kann man mit der Suchfunktion rechts herausfinden (oder geht direkt zu Frage 127).


Smilies + Codes

Auf vorhandene Fragen kannst du mit #Fragennummer (z.B. #1234) oder mit [frage=Fragennummer]Text[/frage] verlinken.

Hinweis: Es muss Javascript im Browser aktiviert sein, um nicht vom Spamfilter zensiert zu werden.

Zurück zu allen Fragen


#21963
Ich möchte (als Christ, aber keiner von der zwanghaften Sorte^^) mal kurz meinen Senf dazu geben:

1. Man sollte nie vergessen, dass die Bibel ein Redaktionswerk von Menschen ist, denen bestimmte Dinge (z.B. der Glaube an Jesus Christus) besonders wichtig waren. Es ist also (meiner Meinung nach) sehr fragwürdig, wenn du heute verlangst man solle alle Stellen gleich wichtig nehmen. Die Bibel ist nun mal ein Sammelwerk, in dem definitiv auch viel Mumpitz steht. Beziehungsweise das natürlich nicht alle Worte im NT authentische Jesusworte sind (sofern man denn überhaupt von einem tatsächlich existierenden Jesus (ob Sohn Gottes oder nicht) ausgehen will), und man daher nach meiner Überzeugung (und auch der gängigen theologischen Lehrmeinung) nicht alles gleich wichtig nehmen darf/muss/soll.

2. Die Bibelstellen die du in einer Frage, die sich auf die bezieht, auf die ich antworte (es ist kompliziert, ich weiß^^), zitierst, halte ich als Lutheraner jedoch für entscheidend wichtig, allerdings, weil ich sie tatsächlich wohl anders interpretiere als du: Vor Gott kann es für mich keine Gerechtigkeit/Rechtfertigung durch Werke beziehungsweise ein vorbildhaftes Leben geben, sondern eben nur durch Gnade. Hierbei möchte ich durchaus auch Atheisten einschließen (ich gebe zu, dass diese Position wohl auch in liberaleren theologenkreisen schwer haltbar sein dürfte), da meiner Meinung nach auch diese von ihrer "Sünde des Unglauben" begnadigt werden. Das ist jetzt übrigens der Moment, wo man mir endgültig vorwerfen könnte alles so zu interpretieren, wie's mir passt, aber hey, ich bin Literaturwissenschaftler^^. Und außerdem ist es m e i n Glaube!

3. Dann bliebe natürlich noch deiner Feststellung, dass die "sola gratia"-Lehre ziemlich ungerecht wäre. Dazu möchte ich anmerken, dass du mit deiner Interpretation relativ weit gehst, jeder Katholik würde dir hier zustimmen. (aber die glauben ja auch an die Möglichkeit von Werkgerechtigkeit; von daher, vielleicht bist du in Wirklichkeit gar kein Atheist, sondern katholisch wink.gif zunge.gif) Aber gehen wir mal davon aus, dass du "Recht hast" (was bei einem Glaubensthema irgendwie doof klingt) und Gottes Gnade tatsächlich so grenzenlos ist, dass sie auch Mörder, Vergewaltiger,... - die ehrlich bereuen - einschließt und diese tatsächlich erlöst werden. In diesem Fall ist das tatsächlich ungerecht (der eine war immer brav und hat sich bemüht und wird dafür nicht belohnt), aber gleichzeit auch sehr gerecht (jeder Mensch hat die gleichen Möglichkeiten, egal wie sein Vorleben war; neimand wird endgültig 'abgeschrieben' (vergleichbar mit dem Strafrechtsgrundsatz nach Verbüßung der Strafe, fällt mir grad auf)), je nachdem, wie man Gerechtigkeit versteht. Um es zu verdeutlichen: Ich behaupte es gibt keine absolute Gerechtigkeit. Einfaches beispiel: Du wurdest in Deutschland geboren, jemand anderes im Sudan. Das ist objektiv betrachtet ungerecht. Wenn es eine Gerechtigkeit geben kann, dann meiner Meinung nach nur eine relative, eine Chancengerechtigkeit und diese ist ja damit erfüllt, dass alle Menschen bei echter Reue die Chance auf Gnade haben. Mir ist durchaus bewusst, dass man hier ansetzen könnte (ein Katholik würde dies vermutlich) und sagen: Alle Menschen hatten doch die gleichen Chancen ein gutes Leben zu führen (hatten sie eigentlich nicht, denn es gibt eben unterschiedliche - ungerechte - Lebensumstände) und wer ein schlechtes Leben führt hat's für immer versaut. Aber das entspräche nun wirklich nicht meiner Vorstellung von Gnade.

So, ich wär fertig. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass ich weder dich, noch sonst irgendjemanden, bekehren möchte. Das halte ich für Schwachsinn. Ich möchte auch niemanden überreden oder gar überzeugen. Mir war es einfach wichtig zu zeigen, dass man die Bibelstellen die du anzitiert hast, beziehungsweise deine Interpretationen dazu, auch anders zu sehen. Die Bibel ist (wie letztendlich Glaube und alles andere auch) immer das, was der Einzelne daraus macht. Es gibt gute Gründe zur Ablehnung, aber eben auch zur Annahme. Wenn ich also hier von irgendetwas überzeugen möchte, dann dazu, dass jeder - ob gläubig oder nicht - sich selbst mit dem Glauben und auch dem Leben auseinandersetzen und seine eigenen Lösungen finden soll. (Igitt, klingt das gutmenschlich^^)

Und nun die Alibifrage: Wen magst du weniger, gläubige Menschen oder Literaturwissenschaftler. wink.gif
Ich will den langen Text nicht diskutieren (obwohl ich da schon einige Probleme sehe, über die du einfach hinweg siehst), weil das zu nichts führt, also lass ich den einfach mal so stehen.

Wen ich weniger mag? Kann ich nicht sagen. Im Prinzip habe ich nichts gegen die, aber beide gehen mir auf den Geist, wenn sie den Glauben bzw. ihre Literaturwissenschaft zu ernst nehmen, anstatt das mit einem Augenzwinkern zu betrachten.